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Sabine Ladstätter wird ab 1. Oktober 2009 als erste Frau die Führung im ÖAI übernehmen.

Foto: APA/Jäger

Wien - Die stellvertretende Leiterin der österreichischen Grabungen in Ephesos (Türkei), Sabine Ladstätter, wird neue Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI). Das gab Wissenschaftsminister Johannes Hahn am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien bekannt. Im kommenden Jahr soll Ladstätter auch die Grabungsleitung in Ephesos übernehmen, ein entsprechender Antrag an die Türkei werde gestellt, erklärte Hahn, der die Übernahme beider Funktionen für "machbar" hält.

Das seit 1898 bestehende ÖAI ist eine wissenschaftliche Anstalt des Bundes, die sich vor allem der Erforschung der mediterranen Hochkulturen und der Kulturräume auf dem Gebiet der ehemaligen Donaumonarchie widmet. Das Institut war in den vergangenen Jahren in Turbulenzen geraten. Nach Kritik des Rechnungshofs an der Überschuldung des ÖAI und den Mehrfachfunktionen von Friedrich Krinzinger trat dieser als ÖAI-Chef zurück. Die Leitung war seither interimistisch durch Johannes Koder besetzt.

Gegen internationale Konkurrenz durchgesetzt

Ladstätters Bestellung zur Grabungsleiterin in Ephesos durch Hahn Ende 2007 scheiterte am Widerstand von türkischer Seite, die jährlich die Grabungslizenz erteilt. Als Kompromiss hat Koder seither auch die Grabungsleitung inne, Ladstätter ist seine Stellvertreterin.

Nun wird die 40-jährige gebürtige Kärntnerin ab 1. Oktober 2009 als erste Frau die Führung im ÖAI übernehmen, sie wurde auf fünf Jahre bestellt. Hahn bezeichnete sie als international anerkannte Archäologin, die sich gegen starke nationale und internationale Konkurrenz durchsetzen konnte. Ihre Bestellung sei auch ein "Motivationsschub für junge Archäologen".

Der ÖAI-Chefsessel war zweimal ausgeschrieben, bei der ersten Ausschreibung bewarben sich vier KandidatInnen, die zwei aussichtsreichsten sprangen aber wieder ab, bei der zweiten setzte sich Ladstätter gegen sieben weitere BewerberInnen durch.

Dass sie trotz der Rechnungshofkritik auch die Grabungsleitung in Ephesos übernehmen wird, stellt sich für Hahn anders dar als bei Krinzinger. Dieser habe mit seinen Aufgaben an der Akademie der Wissenschaften und der Universität insgesamt vier Funktionen inne gehabt. Für Ladstätter gibt es auch erstmals einen Planposten am ÖAI für die Leitung, bisher wurde diese Funktion immer als "Nebenjob" ausgeübt.

"Hohe Akzeptanz" aus der Türkei

Ladstätter selbst glaubt dass es notwendig ist, die beiden Funktionen zu verbinden, benötigt würden "Strukturen, die das ermöglichen". So will sie für die Grabung in Ephesos verstärkt ihre Stellvertreter einbinden, selbst nur im Juli und August in Ephesos arbeiten und damit "lange Abwesenheiten minimieren". Hahn ist zuversichtlich, dass die türkische Seite im kommenden Jahr der Grabungsleitung Ladstätters zustimmen werde, in seinen Gesprächen mit Vertretern der Türkei habe er eine "hohe Akzeptanz" feststellen können.

Hin zu größeren Fragestellungen

Ladstätter sieht in ihrer Bestellung "ein Ja zur internationalen Archäologie". Sie will die Zweigstellen in Athen und Kairo stärken und sie durch Veranstaltungen, Kongresse, etc. "zu Visitenkarten der österreichischen Archäologie" ausbauen. Zudem würde sie auch gerne in der Türkei eine Zweigstelle des ÖAI eröffnen. Derzeit betreibt das ÖAI je zwei Grabungen in der Türkei, in Griechenland und in Ägypten. Bei den Projekten in Österreich will Ladstätter "weg von der starken Orientierung auf einen Fundplatz hin zu größeren Fragestellungen". Als Beispiel nannte sie das Projekt "Bernsteinstraße", in dem WissenschafterInnen aus Österreich, Ungarn, der Slowakei und Slowenien zusammenarbeiten. Zudem will sie sich verstärkt auf Schwerpunktprojekte konzentrieren. (APA)