Granada/Erlangen - Sexistische Frauenwitze sind nicht harmlos, besagen Ergebnisse einer Studie an der Universität Granada, die im Journal of Interpersonal Violence veröffentlicht worden sind. Im Gegenteil fördern sie gedankliche Mechanismen, die Gewalt gegen Frauen rechtfertigen, berichten die ForscherInnen.

Höhere Aggressionstoleranz

Aufschluss darüber gab ein Experiment, in dem männliche Studenten per Zufall entweder eine Serie von Witzen anhörten, die Frauen erniedrigen, oder belanglose Witze ohne sexistischem Inhalt. Unmittelbar darauf wurden die Probanden mit Szenen konfrontiert, bei denen Gewalt gegen Frauen in unterschiedlichem Schweregrad ausgeübt wurde. Als man sie befragte, wie sie jeweils reagieren würden, zeigten sich je nach Gruppe Unterschiede: Versuchspersonen, die zuvor frauenfeindliche Witze gehört hatten, tolerierten Aggressionen gegen Frauen weitaus eher als die Vergleichsgruppe.

Andere Bewertung kurzfristig

"Indem sexistische Witze auf die Verspottung des anderen Geschlechts hinweisen, machen sie entsprechende Gedächtnisinhalte kurzzeitig besonders verfügbar", erklärt auch die Sozialpsychologin Andrea Abele-Brehm von der Universität Erlangen. Sexistisch seien Witze insofern, als sie Stereotype über das andere Geschlecht übertreiben und es auch lächerlich machen. Traditionelle Geschlechterrollen, die der Realität häufig hinterher hinken, würden damit im Bewusstsein aufrecht erhalten. "Tatsächlich ist es möglich, dass Menschen unmittelbar nachdem sie einen sexistischen Witz gehört haben das andere Geschlecht kurzfristig anders bewerten", so die Sozialpsychologin.

Männer erzählen mehr Witze

Der Effekt, den ein sexistischer Witz im Gehirn auslöst, sei eher kurzfristig, so Abele-Brehm. Langfristige Verhaltensänderungen seien erst dann denkbar, wenn man ständig derartigen Information ausgesetzt sei. Dass es mehr sexistische Witze über Frauen als über Männer gibt, sei einfach erklärbar. "Männer erzählen mehr Witze als Frauen, denn sie merken sich Witze in der Regel besser." (pte)