Sag niemals nie: Noch vor drei Monaten hatte Ernst Geiger eine Rückkehr zur Polizei als unwahrscheinlich bezeichnet. Jetzt ist er wieder im Dienst - samt neuem Büro im Polizeipräsidium.

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In seinem neuen Büro in der Wiener Bundespolizeidirektion soll er künftig Analysen für Fremdenpolizei und Staatsschutz erstellen.

Wien – Willkommensparty gab es keine. Aber "schön, dass du wieder da bist" , hörte Ernst Geiger am Montagmorgen oft, als er nach drei Jahren und zwei Monaten erstmals wieder Polizeiland betrat. Nach einem Kaffee mit der Wiener Polizeivizepräsidentin Michaela Pfeifenberger ging es gleich in medias res: Der frühere Chef der kriminalpolizeilichen Abteilung wird künftig fremdenpolizeiliche Analysen erstellen und für den Staatsschutz tätig sein. Am Mittwoch wird die zweite Polizeikarriere des 55-Jährigen mit einer ersten Strategiesitzung starten.

Der Entschluss, nach dem Freispruch in der "Sauna-Affäre" und seiner dienstlichen Rehabilitierung zur Polizei zurückzukehren, ist in seinem Herzen schon früh gefallen. Aber als gelernter Kriminalist hütete er sich davor, sich in die Karten schauen zu lassen. Vor rund einem Monat nahm er schließlich das Angebot, das ihm Polizeipräsident Gerhard Pürstl machte, offiziell an.

Dass ein Angebot kommen musste, war klar, Geiger hatte Anspruch auf einen Posten in der zuletzt gültigen Gehaltseinstufung. Sein bislang letzter Job ist längst besetzt, Pürstl wollte den früheren Spitzenkriminalisten aber nicht hinter irgendeinem Schreibtisch versauern lassen und holte Geiger kurzerhand ins Präsidium. "Dort soll er vor allem auch seine Erfahrungen aus der Privatwirtschaft einbringen", erklärt Pfeifenberger im Standard-Gespräch. Wie berichtet, war Geiger zwischenzeitlich bei Frank Stronachs Magna-Konzern als Security-Manager engagiert. Er schulte Mitarbeiter in Sachen Risikoeinschätzung und war viel unterwegs; noch vor wenigen Tagen in Nischni Nowgorod, dem ehemaligen Gorki, in Russland.

Seinen ehemaligen Widersachern dürfte Geiger beruflich kaum über den Weg laufen: Roland Horngacher, der frühere Landespolizeikommandant, wurde wegen Missbrauchs der Amtsgewalt und Verletzung des Amtsgeheimnisses zu 15 Monaten Haft verurteilt und aus dem Polizeidienst entlassen. Er ist mittlerweile unter anderem für ein privates Kartenkasino als Berater tätig. Kriminalist Roland Frühwirth hat zum Bundeskriminalamt gewechselt.

Absturz nach Höhenflug

Ernst Geigers erste Polizeikarriere hatte 2006 im von Reformen angefachten Streit um Macht und Posten ein jähes Ende gefunden. Knapp nach einem seiner größten Erfolge, der Klärung des Saliera-Diebstahls im Kunsthistorischen Museum, wurde er verdächtigt, er habe dem Betreiber einer Rotlicht-Sauna einen Razzia-Termin verraten. Geiger wurde suspendiert und später wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses zu drei Monaten bedingter Haft verurteilt. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hob dieses Urteil aus formalen Gründen auf. Im zweiten Rechtsgang setzte es im März 2008 einen Freispruch. Im Mai bestätigte der OGH diesen Freispruch, Geiger war voll rehabilitiert. (Michael Simoner, DER STANDARD Print-Ausgabe, 07.07.2009)