Wien - Der langjährige Kabanen-mieter steht dem gemeinen Wiesenlieger generell skeptisch gegenüber - das kann auch Hubert Teubenbacher bestätigen. "Die sind schon sehr eigenwillig und glauben, das Bad gehört ihnen allein."

Doch dass ein Dauerbadegast im Gänsehäufel ein siebenjähriges Kind aus der Dusche stampert, weil diese angeblich "nur für Inländer" sei, ist dem Vizechef der für Bäder zuständigen MA 44 trotz langjährigem Direktkontakt mit schwierigen Gästen bisher nicht untergekommen. "In so einem Fall muss sofort der Badewart eingeschaltet werden. Die sanitären Anlagen sind natürlich für alle da."

Genau das hat Herr Ö. auch getan. Nachdem seine Tochter völlig verstört aus der Dusche kam und die ältere Dame, die ihr folgte, dem österreichischen Staatsbürger erklärte, sein Kind müsse woanders oder noch besser zu Hause duschen, beschwerte er sich bei der Badeleitung. "Der nette Herr bedauerte auch zutiefst und versicherte, dass das nur sehr selten vorkomme - er kenne seine Pappenheimer eh", erzählt Ö. Gleichzeitig fragt sich Ö. aber, wie oft diese "Pappenheimer" Leute mit weniger sprachlichem Selbstbewusstsein schon vertreiben konnten und ob denn nicht schon ein einziger gemeldeter und nachweislicher Vorfall zu einer sofortigen Delogierung aus der Kabane und dem Bad führen müsste.

Ihm sei kein Fall, in dem einem Dauerbadegast wegen schlechten Benehmens eine Kabine entzogen wurde, bekannt, sagt Teubenbacher. "Wenn sich aber jemand über längere Zeit aufführt, kann es schon passieren, dass er des Bades verwiesen wird - auch unbefristet." Im Gänsehäufel beträgt die Wartezeit für eine eigene Kabane derzeit übrigens sechs Jahre. (Martina Stemmer, DER STANDARD - Printausgabe, 17. Juli 2009)