Jetzt ist amtlich, was über die letzten Wochen und Monate laut und leise durch die Automobilbranche geisterte: Wendelin Wiedeking ist nicht mehr länger Porsche-Chef. Der prophezeiten Abfindungsdiskussion hat er selbst das Fundament abgegraben. Den Machtkampf der Alphamännchen, den Wiedeking sich lange Zeit mit dem VW-Patriarchen Ferdinand Piech lieferte, hat er verloren. Der "glückliche Vorstandsvositzende", wie sich Wiedeking vor einigen Tagen noch bezeichnete, hat nun mit Sicherheit wesentlich mehr Zeit, ein glücklicher Erdäpfel-Bauer zu sein. Eines der Hobbys des 56-Jährigen ist nämlich das Beackern von Feldern mit seinem Porsche-Traktor.

Wiedeking, der Sanierer, der Manager des Jahres, der "Kotzbrocken", der Selbstgerechte. Er ist wohl allen diesen Attributen irgendwie gerecht geworden. Der Vertrag des einst bestbezahlten Managers der Bundesrepublik Deutschland wäre eigentlich erst 2012 ausgelaufen. Eine Tatsache, die die Spekulationen um die "Rekord-Abfindung" und die möglichen Forderungen Wiedekings hochschießen ließ. Von gigantischen Summen bis zu 100 Millionen oder gar 250 Millionen Euro war die Rede. Die Moralhüter und Kritiker standen mit vorauseilendem Gehorsam parat und verdammten die Gier und die Skrupellosigkeit Wiedekings im Speziellen, und der Manager in Allgemeinen.

Seit heute wissen wir, dass sich Wiedekings Abfindung auf 50 Millionen Euro belaufen wird. Die Hälfte davon fließt in eine soziale Stiftung. Persönliche Gründe und seine "Verantwortung gegenüber der Gesellschaft" würden ihn zu diesem Schritt veranlassen, hieß es in einer Stellungnahme des Ex-Porsche-Chefs. Ist das ein Schuldeingeständnis? Möglich. Ein Versuch, das Bild in der Öffentlichkeit gerade zu rücken? Wahrscheinlich. Ein würdiger Abgang nach einer Monate dauernden Farce ist es sicherlich. Von den 50 Millionen Euro werden Wiedeking nach Abzug der Spende und der Steuer immer noch genug übrig bleiben.

Einer bunten, großen, deutschen Tageszeitung hat Wiedeking einmal verraten, dass er nicht gerne verliert. Verloren hat er den Machtkampf mit Piech, offensichtlich aber nicht seine Bodenhaftung, die stärkere Wurzeln zu haben scheint als Erdäpfel. (Daniela Rom, derStandard.at, 23.7.2009)