Baxter-Affe: emotional sehr den Menschen ähnlich.

Foto: Standard/Robert Newald

Gänserndorf / Henndorf bei Salzburg - Die 41 früheren Versuchsaffen der Pharmafirma Baxter sollen in ihrem Affenhaus am Gelände des ehemaligen Safariparks Gänserndorf bleiben. Die Tiere, die vom Baxter-Vorläuferunternehmen Immuno in den 1980er-Jahren für die Forschung nach einem Impfstoff gegen den aidsauslösenden HI-Virus nach Österreich importiert wurden, sollen von den Pflegern, die sie zum Teil schon 17 Jahre lang kennen, weiterbetreut werden.

So weit der Plan von Michael Aufhauser, dem Betreiber von Gut Aiderbichl. Aufhauser hat auf seinem Hof unweit derStadt Salzburg und auf weiteren elf Höfen an die 1000 Tiere untergebracht, die ausgesetzt wurden oder die vor dem Schlachthof oder aus Versuchslabors gerettet werden konnten - davon etwa 400 Pferde. Jetzt will er seine Tätigkeit ins niederösterreichische Marchfeld ausweiten.

"Ja, ich möchte die Betreuung der Affen übernehmen. In Gänserndorf selbst" , bestätigt der Promifreund, der mit Fernsehfilmen wie Weihnachten auf Gut Aiderbichl und Talkshowauftritten für den Tierschutz wirbt, einen Standard-Bericht. Die Konflikte um die Schimpansen, die seit der Pleite des Safariparks im Jahr 2004 Teil der Masse im Konkursverfahren sind, schrecken ihn nicht: "Seit Februar 2009, als ich vom Gesundheitsministerium auf die Affen angesprochen wurde, habe ich viele Gespräche mit Bund, Ländern, Gemeinde und Baxter geführt. Ich bin zuversichtlich, dass es bald zu einer Unterschrift kommt" .

Auf keinen Fall trennen

Vor allem gelte es "zu verhindern, dass die Affen getrennt werden" - was etwa der Fall wäre, wenn die 18 nicht HIV-infizierten Schimpansen aus der Gänserndorfer Gruppe als Zootiere im ungarischen Tiergarten Veszprém unterkommen: ein Projekt, das von Baxter offenbar immer noch verfolgt wird. Und das - wie der Standard berichtete - auch bereits weit gediehen ist. Die Affengehege um 1,8 Millionen Euro Errichtungskosten in Veszprém sind bereits seit Monaten fertig.

Selbst diese "gesunden" BaxterAffen könnten "unmöglich in ein neues Gehege gebracht werden, wo Kinder an die Trennscheibe klopfen" , betont Aufhauser - von den viruspositiven Affen ganz zu schweigen. Denn: "Es handelt sich um traumatisierte Tiere, die in ihren emotionalen Reaktionen so menschenähnlich sind, dass sie eine solche Übersiedlung in tiefe Verzweiflung stürzen würde."

Tatsächlich haben die 41 Affen schon Schweres erlebt: Erst wurden sie im afrikanischen Sierra Leone auf freier Wildbahn als Babys von ihren Müttern getrennt und nach Österreich gebracht. Hier steckte man sie in enge Versuchskäfige, doch ihr Einsatz für die Impfstoffforschung stellte sich bald als nutzlos heraus: Ihr Immunsystem reagierte anders als jenes von Menschen: "Für diese Tiere" , so Aufhauser, "tragen wir eine besondere Verantwortung."

Er will den Schimpansen in Gänserndorf keine Besucher zumuten. "Vielleicht könnte man im Affenhaus eine Webcam installieren" , überlegt er. Auch über die sonstige Nutzung des Parks gelte es noch zu reden: "Was diesmal in Gänserndorf geschieht, muss hieb- und stichfest sein." (Irene Brickner, DER STANDARD - Printausgabe, 31. Juli 2009)