Legendäre Zadek-Inszenierungen in Wien: "Der Kaufmann von Venedig"  (li., mit Gert Voss) sowie (unten)  "Hamlet"  mit Angela Winkler und Otto Sander.

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Wien - Als Peter Zadek im Burgtheater den ihm anlässlich seines 75. Geburtstages vom Haus gewidmeten Bild- und Textband entgegennahm, entstand über dessen Titel kurzzeitig ein wenig Uneinigkeit. Autor Klaus Dermutz beschrieb darin den geehrten Regisseur als einen Menschen in Außenseiterwelten. Das schien Zadek nicht zu passen. Als Außenseiter habe er sich nie gefühlt!

Da war das Buch aber schon gedruckt, und es war vollkommen klar, einer wie Zadek würde nicht einmal in so einem Moment Kompromissbereitschaft in Aussicht stellen.

Kompromisse soll es auf der Probe auch nicht allzu viel gegeben haben. Zadek-Schauspieler mussten alles und ihr Innerstes geben, und wie das ging, das wird ein immerzu gehütetes Geheimnis bleiben. Unvergleichliche Mimen wie Sepp Bierbichler, Eva Mattes, Anne Bennent oder Angela Winkler hat Zadek auch für seine Wiener Produktionen um sich geschart.

Dem Burgtheater hat er in der Peymann-Ära legendäre Inszenierungen geschenkt, allen voran den Kaufmann von Venedig mit Gert Voss als Shylock (1988), einen berückenden Ivanov (1990), in dem ebenfalls Voss als Titelfigur sadistisch am Lebensüberdruss kaut. Und einen herrlich zwischen Melancholie und Komik changierenden Kirschgarten (1996) mit Angela Winkler als in widrige Umstände geratene Ranjewskaja. Das waren Inszenierungen, die zu den Sternstunden des Schauspielertheaters zählten - und die vergessen machten, dass sich der Regisseur in den 1970er-Jahren noch als "Axt im Theaterwald" schimpfen lassen musste. Mit 21 Inszenierungen wurde Peter Zadek schließlich der am häufigsten zum Berliner Theatertreffen eingeladene Regisseur.

Die Wiener haben ihm im Vorjahr den Nestroy-Preis für das Lebenswerk zuerkannt. Und er hat diese Stadt auch in den letzten Jahren mit zuweilen berückenden Inszenierungen versorgt. So etwa Rosmersholm (2000), Der Jude von Malta (2001), Die Nacht des Leguan (2002) oder der zwiespältig aufgenommene Der Totentanz anno 2005. Vergessen werden soll nicht der im Rahmen der Wiener Festwochen gastierende Hamlet sowie das im Theater in der Josefstadt platzierte Gesäubert, in dem Zadek die Existenzsätze der viel zu früh verstorbenen Sarah Kane in eine brutal gekachelte Klinikwelt setzte (mit Susanne Lothar und Ulrich Mühe).

Für Wien wollte Zadek, so sein Kollege Tom Stromberg, noch eine Oper vorbereiten. "Zadek war jemand, der immer unabdingbare Qualität gefordert hat. Er wollte immer das Beste und Perfekte." Das habe manchmal sehr lange gedauert und für die Schauspieler natürlich auch sehr anstrengend und quälend sein können. Stromberg: "Aber jemandem, der intelligent und charmant ist und der Humor hat, dem verzeiht man natürlich auch alles."

Auf die ersten zwei höchst lesenswerten, abenteuerlichen Teile von Peter Zadeks Autobiografie (My Way, 1998, sowie Die heißen Jahre, 2006) soll im Frühjahr 2010 ein dritter folgen. Sie beschreiben einen Menschen, der nicht einmal Angst davor hatte, mit geöffneten Türen Auto zu fahren. (Margarete Affenzeller / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.7.2009)