Anlässlich des beginnenden Krieges konnte man hören, dass die Oscarverleihung zwar stattfinden soll, aber "ohne Stardefilee". Auch ohne roten Teppich, wobei ich ohnehin immer bewundere, dass die Stars beim Defilieren nicht dauernd stolpern. Ich erinnere mich an Hollywood und an den einzigen Wunsch, den sein Anblick damals erweckte: Rouen rasch wiederzusehen mit seinen stillen, geraden Türmen, und sonst vorerst nichts mehr.

Hollywood klebte gottverlassen am Ende von Los Angeles. Ich fand damals ja ganz Amerika gottverlassen - trotzdem eigenartig, dass ausgerechnet der atheistische Adorno zur amerikanischen Landschaft notierte: "Man vermisst das Kirchlein in der Ackerfurche." Mich irritierte aber noch etwas anderes: Ein jedes Eichhörnchen sah fast wie ein Eichhörnchen in Großgmain aus, nur viel größer, auch jeder Baum, nur sehr viel größer als alles in Europa. Aber an eine Vernunft in der Schöpfung hatte ich ohnehin nie geglaubt.

Hollywood 1967 unter einem hellgrauen, nichts sagenden Himmel. Das erste Filmstudio wurde 1911 eröffnet. Blütezeiten und Niedergänge, Vorveranstaltungen und Verunstaltungen, Triumphe und Debakel wechselten rascher als die Baustile: byzantinisch, maurisch, neugotisch oder ägyptisch.

Die Fuß- und Handabdrücke von Humphrey Bogart und die Wohnung von Montgomery Clift im "Hollywood-Roosevelt-Hotel". Ein Hotel am Attersee wäre mir lieber gewesen, dort gab es auch echte Fische und nicht die aus Steven Spielbergs "Der weiße Hai": Die schwimmenden Menschen aus diesem Film und der Riesengorilla King Kong können, so ist jetzt zu Kriegsbeginn 2003 beruhigend im Reiseführer zu lesen, von 9 bis 21 Uhr besichtigt werden, im Sommer von 9 bis 23 Uhr.

Blick auf die "Hills"

Vom Griffith Observatory auf den Hollywood Hills reicht der Blick über die Stadt. Wer nach diesem Blick noch Lust auf unterschiedliche Sternen-Shows hat, der kann im Observatorium auch noch die Planeten sehen. Man müsste sich zumindest für Sterne interessieren, um extra nach Hollywood zu fahren, um dort in ein Observatorium zu gehen.

Der "Walk of Fun", den man dort, wie oft in Amerika, beschreiten kann, führt wohl mitten in die Ungewissheit eines Augenblicks, der kein Sightseeing mehr zulässt. Die Sternenstraßen werden zu Sackgassen, und die Sackgassen zeigen dann vielleicht gerade noch rechtzeitig eine Möglichkeit des Denkens, die diesem Augenblick genügt.
(DER STANDARD, Printausgabe, 21.3.2003)