Weimar - Die tschechische Schriftstellerin Lenka Reinerova und der spanische Autor Jorge Semprun sind am Samstag in Weimar mit den Goethe-Medaillen 2003 ausgezeichnet worden. Die Preise werden jährlich am 22. März - dem Todestag Goethes - verliehen. Die Auszeichnung würdigt Menschen, die sich im Ausland um die deutsche Sprache und den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben.

Reinerova, die letzte in Deutsch schreibende Autorin in Prag, leiste einen wichtigen Beitrag zur kulturellen, sprachlichen und religiösen Toleranz, urteilte die Jury. Der ehemalige Häftling des Konzentrationslagers Buchenwald Jorge Semprun werde für sein unermüdliches Engagement für Verständigung und Versöhnung in Europa und sein Bekenntnis zu einer europäischen Identität gewürdigt.

Der Dialog zwischen den Kulturen müsse angesichts des Krieges im Irak gefördert werden, sagte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Kerstin Müller (Grüne). "Gerade jetzt muss es darum gehen, Brücken zu bauen." Das Goethe-Institut sei dabei "ein Hauptpfeiler".

Reinerova wurde 1916 in Prag geboren. Von den Nazis verfolgt musste sie 1939 zunächst nach Frankreich fliehen, zwei Jahre später ging sie mit ihrem Mann nach Mexiko ins Exil. Nach Kriegsende wurde sie in Prag im Zuge der stalinistischen Säuberungen 15 Monate lang in Untersuchungshaft genommen. Über diese Zeit schrieb sie in dem Buch "Alle Farben der Sonne und der Nacht", das Ende März erscheint.

Jorge Semprun war von 1988 bis 1991 Kulturminister Spaniens. Der 1923 geborene Autor und Filmemacher ging während seines Studiums in Paris 1941 in den kommunistischen Widerstand. Zwei Jahre später wurde er von der Gestapo verhaftet und nach Buchenwald deportiert. Bekannt wurde Semprun unter anderem mit seinem autobiografischen Roman "Die große Reise" (1963). Heute lebt er in Paris. (APA/dpa)