Vom Winde verweht: Ingrid Thurnher.

Foto: STANDAR/Cremer

Maria Vassilakou litt hier unter noch stärkerem Rückenwind.

STANDARD: Erstes von fünf Sommergesprächen erledigt. Zufrieden?

Thurnher: Wer so auf den schnellen politischen Sager, Voyeurismus, Journalismus aus war, der ist sicher enttäuscht worden. Wir haben uns vorgenommen, gesellschaftspolitischer zu fragen, und nicht O-Töne abzumelken, die man dem Politiker vorhalten kann. Das ist zum Teil gelungen. Das kann sich noch ein bisschen entwickeln. Das Format heißt Sommergespräch, und nicht Sommerverhör.

STANDARD: Journalismus und Voyeurismus in einem Atemzug? 

Thurnher: Viele sind aus auf den einen Sager. Warum kann man ein solches Format nicht einmal für echtes politisches Interesse benützen und abfragen: Was wollen die eigentlich? Da sitzt man natürlich nicht schenkelklopfend vor dem Schrim und jubelt: Dem haben sie's jetzt aber gegeben.

STANDARD: Künstler statt Lugner, wie in Sommergesprächen vor mehr als zehn Jahren, hat sich bewährt? 

Thurnher: Ich glaube, man tut sich mit Künstlern leichter als mit Herrn Lugner. Die haben eigene Gedanken, und bringen sie ein. Frau Pluhar war eine wirkliche Bereicherung. Sie hat eingebracht, womit wir gerechnet haben.

STANDARD: Das galt auch für die Antworten, waren Innenpolitiker etwas enttäuscht. Und Sie haben sich Tiefe gewünscht. 

Thurnher: Man kann beim Stellvertreter des Parteichefs nicht alles abfragen, was den Kurs der Partei betrifft. Der Parteichef gibt große Linien vor, auch bei den angeblich so basisdemokratisch organisierten Grünen. Das wird in den anderen Gesprächen sicher anders.

STANDARD:  Wer kam auf die Idee mit den Sommerbühnen als Location? Der Infodirektor? 

Thurnher: Nein, das war ich.

STANDARD: Hat sich das bewährt? 

Thurnher: Optisch und im Handling ja. Ohne, dass man sich ständig My Fair Lady vorstellt: Schön war's schon.

STANDARD: Nicht so schön war das Wetter. Wirkt nach bad hair day. 

Thurnher: Würde man sich's im Zeitraffer ansehen: Von der ersten bis zur letzten Einstellung ist da ein ziemlicher Wandel passiert. Das ist halt open air.

STANDARD: Muss man, wenn man ein Gespräch ohnehin schon um 10 Uhr aufzeichnet, im Regen sitzen? 

Thurnher: Die Meteorologen haben uns gesagt: In eineinhalb Stunden kommt der nächste Regenguss. Also haben wir begonnen. Im allerärgsten Notfall hätten wir unterbrochen. Es hat dann genieselt und in den letzten drei, vier Minuten wirklich geregnet. Da hat die Regie gesagt:Bitte, ziehen wir das durch.

STANDARD: Und Sie waren einverstanden damit? 

Thurnher: Wir konnten das nicht ausdiskutieren (lacht). Wegen drei, vier Minuten zu unterbrechen, hätte nicht gelohnt.

STANDARD: Haben Sie sich die Zuschauerkurve während der Sendung angesehen? 

Thurnher: Schnurgerade. Wir hatten am Ende soviele wie am Anfang. Ich glaube, dass man mit der Quote zufrieden sein kann.

STANDARD:  Was lernen Sie für die nächsten Male?

Thurnher:
Ich glaube, dass wir noch mehr Tiefe hineinbringen sollten. Was mit den führenden Figuren der Parteien vielleicht einfacher sein wird. In Wirklichkeit muss man sich immer neu auf die Situation einstellen, weil immer mit neuen Persönlichkeiten zu tun hat.

STANDARD: Die Schwierigste? 

Thurnher: Keine Ahnung. Immer der Nächste. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 13.8.2009)