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Auf Einladung von Enn Ergma (Bild) tagte der exklusive Club der Parlamentspräsidentinnen der EU in Talinn.

Foto: REUTERS/INTS KALNINS

Tallinn - Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Frauen standen im Mittelpunkt der Beratungen der Parlamentspräsidentinnen der EU, die sich auf Einladung der estnischen Parlamentspräsidentin Enne Ergma am vergangenen Wochenende in Tallin trafen. An dem Treffen nahmen neben Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Präsidentin Ergma aus Estland auch Präsidentin Katalin Szili aus Ungarn, Präsidentin Gerdi Verbeet aus den Niederlanden und Präsidentin Tsetska Tsacheva aus Bulgarien teil. Das Treffen fand heuer zum dritten Mal statt, nachdem Prammer vor zwei Jahren zur ersten derartigen Tagung in Salzburg geladen hatte. 

Frauenarbeitsplätze in Gefahr

Die Präsidentinnen äußerten ihre Besorgnis, dass mit Andauern der Krise vermehrt Frauenarbeitsplätze, vor allem im Dienstleistungsbereich, gefährdet sind und forderten, dass für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen für Frauen gleich viele Mittel wie für Männerbeschäftigung zur Verfügung gestellt werden. Sie waren sich einig, dass ein enger Zusammenhang zwischen Ausbildung und zukunftsträchtigen Arbeitsplätzen besteht. Die Vorteile ganztägiger Schulformen und einer gemeinsamen Mittelstufe für alle Kinder wurde von allen Teilnehmerinnen betont. 

Jungen in Sozialberufe

Präsidentin Prammer forderte, dass im Sinne einer geschlechtersensiblen Erziehung darauf gezielt werden müsse, dass Jungen sich vermehrt für eine Laufbahn als Lehrer und für die Arbeit im Sozialbereich interessieren und Mädchen Mut zu technische und naturwissenschaftliche Bereiche gemacht wird. Ebenfalls Einigkeit bestand bei der Forderung nach mehr Frauen in Spitzenpositionen in den EU-Gremien, vor allem der neu zu bestellenden Europäischen Kommission und im Bankensektor und nach der Einführung von gender budgeting auf allen Ebenen. Auf großes Interesse stieß, dass in Österreich gender budgeting in die Verfassung aufgenommen worden ist. 

Wirtschaftskrise in Estland

Zudem traf Präsidentin Prammer zu bilateralen Gesprächen mit Sozialminister Hanno Pevkur, dem Vorsitzenden des Sozialausschusses im estnischen Parlament, Urmas Reinsalu, Kulturministerin Laine Jänes sowie mit der Beauftragten für Gleichberechtigung, Margut Sarv, zusammen. Bei diesen Gesprächen war die tiefgreifende Wirtschaftskrise in Estland Hauptthema. Mit Sozialminister Pevkur sprach Präsidentin Prammer zudem über die Zukunft der Frauenhäuser in Estland. Estland ist durch die globale Wirtschaftskrise besonders betroffen. Nach teilweise zweistelligen Wachstumsraten in den vergangenen Jahren wird für 2009 ein Rückgang des BIP um 14 Prozent erwartet. Die Regierung hält trotz der schwierigen Herausforderungen am Ziel der Einführung des Euro im Jahr 2011 fest. (red)