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Donald Tusk, Premier

Foto: APA/EPA/Hoslet

Warschau - Das könnte ein wahrer Durchbruch für die männerdominierte polnische Politik werden. Der Ministerpräsident und Chef der rechtsliberalen Regierungspartei PO (Bürgerplattform), Donald Tusk, will, dass Frauen die ersten Plätze auf der Hälfte der Wahllisten der Partei zum Parlament einnehmen, berichtete die Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" am Montag. Die männlichen Politiker der PO sind schockiert und empfinden die Idee des Premiers als "Diskriminierung der Männer".

Premier Tusk verkündete seine Idee vor einigen Wochen bei einer Beratung mit den nahestehendsten Mitarbeitern. "Wir waren schockiert und begannen ihn (Tusk, Anm.) zu überzeugen, dass wir zu wenig lokale Führungspolitikerinnen haben. Aber die Sache ist wohl bereits verloren. Wenn Donald mal eine Konzept entwirft, bindet er sich dann immer sehr daran", erklärte ein Mitglied der PO-Führung anonym gegenüber der Zeitung.

"Männerdiskriminierung"

Auch PO-Lokalpolitiker kritisieren die Idee. "Wir dürfen kein soziales Ingenieurwesen betreiben und die Karrieren der starken Kandidaten brechen, nur weil sie Männer sind", sagte der Vizechef der PO in Pommern, Tadeusz Aziewicz, gegenüber "Gazeta Wyborcza". "Das wäre Männerdiskriminierung", empörte er sich.

Die Idee Tusks gefällt aber den Vertreterinnen der polnischen Organisation "Kongress der Frauen", die im Juni in Polen die Debatte über eine stärkere Präsenz der Frauen in der Politik eingeleitet hatte. Sie fordert eine gesetzliche Frauenquote von 50 Prozent auf allen Kandidatenlisten. "Die Initiative des Premiers ist ausgezeichnet, weil sie Frauen fördert, aber sie kann eine gesetzliche Frauenquote nicht ersetzen", sagte die Bürochefin des Kongresses, Bozena Wawrzewska, gegenüber der Zeitung.

Im Sejm, dem Unterhaus des polnischen Parlaments, gibt es im Moment nur 20 Prozent Frauen, im Oberhaus Senat sind es acht Prozent. Als einzige Großstadt mit über 200.000 Einwohnern hat Warschau mit Hanna Gronkiewicz-Waltz eine Bürgermeisterin. Frauen in ländlichen Gegenden übernehmen wesentlich häufiger das Amt des Dorfvorstehers als Frauen in Städten das Bürgermeisteramt. (APA)