Der "Schandfleck" Karlsplatz-Passage, wie viele WienerInnen ihn nennen, soll verbreitert und verschönert werden, um sein negatives Image zu verbessern.

Geplant ist eine hellere "Kunstpassage" vom Opern-Rondo bis zum Ausgang Ressl-Park, mit farbigen "Kulturlinien" am Boden, die vor allem Touristen beim Finden touristischer Attraktionen nahe des Karlsplatzes helfen sollen. "Der Karlsplatz soll hell, klar, angstfrei und freundlich werden", so lautet eine Aussendung der Wiener SPÖ.

Dieser neuen verbreiterten Passage sollen aber die vielen kleinen Geschäfte weichen. Ablöseangebot gebe es nicht, der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds zeige aber allen betroffenen Geschäftsbesitzern seit Monaten Alternativstandorte, für die Übersiedlung müssten sie nichts zahlen, so SPÖ-Rathausklubchef Siegi Lindenmayr.

Münzhändler Harald Mayer erzählt, dass sein Geschäft nach dem Umbau wieder errichtet werden würde, er aber nicht wüsste, ob er wieder darin einziehen kann. "Ich weiß noch immer nichts darüber. Und alternative Geschäfte hab ich auch nicht gezeigt bekommen."

"Das ist alles Lug und Betrug, das stimmt nicht, was in der Zeitung steht", sagt Boutiquenbesitzer Johann Baswald, "es heißt, wir werden übersiedelt, aber wohin? Wenn's uns zum Beispiel auf die Ottakringerstraße übersiedeln wollen, da verdienen wir ja nichts mehr, der Standort soll sich ja nicht verschlechtern!"

"60 Arbeitsplätze werden ausgelöscht, alles Steuerzahler, die von da verjagt werden. Aber die Drogensüchtigen da, die dürfen bleiben!", so der Besitzer des "Mode Point".

Auch das Sicherheitsgefühl würde darunter leiden, meint er. "Wenn die Leute da durchgehen fühlen sie sich halbwegs sicher, weil's die Geschäfte gibt und dadurch immer wer da ist. Wenn da nichts mehr unten ist, dann traut sich da doch keiner mehr durch!"

Zwei Geschäfte wurden bereits freiwillig geräumt, die Besitzer der restlichen gehen nun im Oktober vor Gericht. Auszugsfrist war eigentlich schon für September angesetzt, diese wird durch den Prozess verlängert. "Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz!", meint Baswald.

Die Filialen der Handelsketten McDonalds, Starbucks und Ströck dürfen bleiben, weil sie als einzige der Verbreiterung nicht im Weg sind, so die offizielle Begründung dafür.

Auch einige Kunden und Passanten zeigen sich solidarisch, bereits 1000 Unterschriften haben die Geschäftsbesitzer gesammelt. "Ich fänd's schad', dann gibt's nicht mehr so viel zum Schauen."

"Die Geschäfte sollen nicht schließen. Ich gehe oft hier durch und finde die Geschäfte sehr wertvoll, ich find' hier immer wieder was. Außerdem ist es sicherer hier, wenn es so viele Geschäfte gibt, für die Kunstpassage bräuchten sie dann erst wieder viel mehr Polizei hier. Da würd ich dann nicht mehr durchgehen", sagt Passantin Karin aus Wien.

Von den Wiener Linien bekam derStandard.at diese Pläne zugeschickt. Die gelben Flächen beim Rondo sind Geschäfte, die umgestaltet werden, und die blauen Flächen stellen zukünftige Ausstellungsflächen dar.

Rechtsabteilung Wiener Linien

Ziel der Wiener Linien sei es, den Geschäftsinhabern eine Starthilfe anzubieten und ihnen zu helfen, einen anderen Standort zu finden. Jedoch erklärt uns Martin Oedendorfer, Leiter der Rechtsabteilung: "Die Wiener Linien sind kein Immobilienbüro, unsere Möglichkeiten sind begrenzt." Außerdem haben manche Mieter "absurde Vorstellungen". Dennoch seien sie weiterhin gesprächsbereit, auf die Klage der Inhaber würden sie "ganz normal" reagieren: "Die Verhandlung ist am 9. Oktober." (kad/inho, derStandard.at, 1.9.2009)