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Was für Gesunde gilt, gilt erst recht für Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen: Regelmäßiges Training erhöht die körperliche Leistungsfähigkeit

Foto: APA/dpa/Frank Leonhardt

Wien -  (Lungen-)Gesunde genauso wie Personen mit Atemwegserkrankungen sollten körperlich aktiv sein. Training ist einerseits das beste Mittel zur Prävention, andererseits aber - richtig angewendet - ein "Medikament", das die Leistungsfähigkeit erhöht und die Lebensqualität verbessert. "Ein trainierter 60-Jähriger ist deutlich fitter als ein untrainierter 25-jähriger", erklärte der Wiener Pneumologe und Sportmediziner Paul Haber aus Anlass des bevorstehenden Europäischen Lungenkongresses in Wien.

Regelmäßiges Ausdauer- und Krafttraining

Regelmäßiges Training führt laut dem Experten dazu, dass auch bereits ältere Semester in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit um zehn bis 15 Prozent stärker sind als junge Erwachsene, die sich sportlich nicht engagieren. Was für Gesunde gilt, gilt erst recht für Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen, zum Beispiel mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder mit Asthma. Haber: "Bei schwerer COPD kann regelmäßiges Ausdauer- und Krafttraining den Unterschied machen zwischen Pflegebedürftigkeit und einem unabhängigen Leben."

Das Problem: Bei der COPD nimmt die Lungenfunktion ständig weiter ab. Ist der Atem schon knapp, wird den Betroffenen Bewegung immer mühevoller und vermieden. Das endet aber in einem Teufelskreis, der einfach die Leistungsfähigkeit des COPD-Patienten nur noch schneller abnehmen lässt.

Das Gegenmittel ist kontrolliertes regelmäßiges Training. Haber: "Selbst Menschen, die schon die Hälfte ihrer Lungenfunktion durch COPD verloren haben, können noch ein ganz normales Leben führen - wenn sie regelmäßig trainieren."

Eckpunkte eines Programms

Begonnen wird mit 20 Minuten Ausdauertraining dreimal pro Woche. Joggen, Nordic Walking oder Radfahren sind dafür ideal. Der optimale Pulsbereich wird zuvor mit einer Ergometeruntersuchung bestimmt.  Alle sechs Wochen soll das Training um jeweils 5 Minuten verlängert werden, bis jede Trainingseinheit 40-60 Minuten dauert.  Als Ergänzung sollte zweimal wöchentlich auch ein Krafttraining absolviert werden. Der Experte: "Ausdauertraining und Krafttraining können auch an einem Tag kombiniert werden. Wer nicht ins Fitnesscenter gehen will, kann daheim z.B. mit kleinen Hanteln trainieren. Die Übungen für alle wichtigen Muskelgruppen müssen nur richtig ausgeführt werden."

Erfolg nach wenigen Wochen

Wie schnell COPD-Patienten von einem Training profitieren, weiß Sylvia Hartl, Generalsekretärin der Europäischen Lungengesellschaft (ERS), Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und Lungenfachärztin am Otto-Wagner-Spital in Wien: "Wer regelmäßig trainiert, bemerkt schon nach wenigen Wochen einen deutlichen Erfolg und gewinnt an Lebensqualität."

Die Wirkung von regelmäßiger körperlicher Betätigung ist bei Menschen mit COPD übrigens zumeist in mehrfacher Hinsicht wichtig. Der Wiener Lungenspezialist und diesjähriger ERS Kongresspräsident Otto Burghuber: "COPD-Patienten sind oft nicht nur lungenkrank. Sehr häufig leiden sie auch an andren chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Osteoporose und Muskelerkrankungen, aber auch Depressionen und Stoffwechselleiden. Dadurch kostet die COPD oft Lebensjahre." Körperliches Training beeinflusst aber auch diese oft zusätzlich aufgetretenen Gesundheitsprobleme.

Auch Asthma-Patienten profitieren von einem konsequenten Training. Lungenspezialist und Sportmediziner Haber empfiehlt Asthmapatienten, sich mit ein oder zwei Hüben aus dem Inhalator (Bronchodilatator) vor jedem Training vor Asthmaanfällen bei Belastung zu schützen.

Den eigenen Lungenfunktionswert kennen

Freilich, je früher eine solche Lungenerkrankung erkannt wird, desto früher kann man sie behandeln und durch eine gezielte Rehabilitation einen zu starken und zu schnellen Leistungsverlust bzw. Invalidität abwenden oder zumindest weit hinausschieben. Daher sollten alle Menschen über 40 Jahre ihren Lungenfunktionswert kennen. Er wird mit einem ganz einfachen Test beim Lungenfacharzt oder auch bei vielen Hausärzten gemessen. Diese Spirometrie ist die beste Früherkennungsmaßnahme. Besonders wichtig ist sie für Raucher. Die Information über die gefährliche Krankheit ist ein großes Anliegen der Europäischen Lungengesellschaften ELF (European Lung Foundation) und ERS (European Respiratory Society), die den Kongress in Wien veranstaltet. (APA)