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Erste Ergebnisse der Erhebung zeigen: Die Permafrostgrenze ist in den vergangenen Jahren nach oben gewandert.

Foto: APA/EPA/GUENTHER DULLNIG

Salzburg - Wenn die globale Temperatur steigt, sinkt die Zahl jener Gebiete, in denen das ganze Jahr über Temperaturen unter Null herrschen. Schmilzt der Permafrost, kann das zu Felsstürzen, Muren oder bröckelndem Untergrund im Hochgebirge führen. Wo es überall Permafrost gibt, wollen Salzburger Wissenschafter in einer Studie über die Verbreitung von Permafrost in Österreich klären, die beim Forschungssymposium des Nationalpark Hohe Tauern in Kaprun präsentiert wurde.

"Auch wenn die Kenntnisse über das Phänomen Permafrost in den Alpen besser sind als in den meisten Hochgebirgen der Welt, wissen wir sehr wenig über das tatsächliche Vorkommen", sagte Projektleiter Lothar Schrott vom Institut für Geografie der Universität Salzburg im Gespräch mit der APA. Das Projekt permalp.at will die aktuelle Permafrostverbreitung in Österreich simulieren und auf einer Karte veranschaulichen. Dazu werden derzeit drei Testgebiete in den Hohen Tauern - im Obersulzbachtal, bei der Glorerhütte und im Bereich des Kitzsteinhorns - mit modernsten Methoden untersucht. Kontinuierliche Temperaturmessungen, die Exposition sowie die Höhenlage werden berücksichtigt. Die Ergebnisse der Testgebiete fließen dann in ein Simulationsmodell ein.

1.600 Quadratkilometer

In einer Vorstudie hat Barbara Ebohon erste Modellrechnungen angestellt: Demnach sind rund 1,9 Prozent des österreichischen Staatsgebiets - etwa 1.600 Quadratkilometer - Permafrostgebiete. Das heißt, dass dort dauerhaft im Untergrund Temperaturen unter Null Grad herrschen. "Permafrost ist ein thermisches Phänomen, das erst sichtbar wird, wenn ein Schaden auftritt", nennt Schrott den Grund, warum es bisher wenig Untersuchungen dazu in Österreich gibt. Erst seit immer wieder Felsstürze im Hochgebirge auf das Auftauen von früher dauerhaft gefrorenem Untergrund hindeuten, ist Permafrost stärker in das Blickfeld gerückt.

Dieses Wissen, wo mit Permafrost zu rechnen ist, ist für die Risikoabschätzung sowie die Nutzung eines Gebiets wichtig, sagte Schrott. Seilbahnunternehmen, alpine Vereine oder der Nationalpark hätten großes Interesse an den Ergebnissen. Die Simulation ist auch notwendig, um Gefahrenpotenziale abzuschätzen und entsprechende Schutzkonzepte zu entwickeln.

Permafrostgrenze wandert nach oben

Im vergangenen Herbst wurden in den Testgebieten in den Hohen Tauern Messpunkte eingerichtet. Bis zum kommenden Sommer soll eine erste grobe Gesamtübersicht über die Permafrostverbreitung vorliegen. Erste überraschende Ergebnisse haben die Wissenschafter schon gefunden: So hatten Forscher schon vor 15 bis 20 Jahren mit damals noch einfacheren Methoden im Bereich der Glorerhütte große Mengen von Permafrost nachgewiesen.

Heute ist dort eine wesentlich geringere Verbreitung festgestellt worden. "Die Permafrostgrenze ist in den vergangenen Jahren nach oben gewandert", weist Schrott auf den globalen Temperaturanstieg hin. Zwischen 2.500 und 3.000 Meter Seehöhe sei die Verbreitung stark von der Exposition abhängig: Im Norden ist Permafrost in diesen Höhenlagen noch häufiger, im Süden nimmt er ab. (red/APA)