Klaus Hufnagl-Abraham und Michael Putz (re.) bei der Staatspreis-Verleihung Montagabend in Wien.

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Wenn man in einer Warteschlange steht, dann kommt man schon leicht mit dem Nachbarn ins Gespräch. So geschah das auch bei Michael Putz und Klaus Hufnagl-Abraham. Die Steirer wollten beide zu einer Lehrveranstaltung ihres Telematik-Studiums an der Technischen Universität Graz. Und vertrieben sich die Zeit, indem sie miteinander über ein gemeinsames Hobby sprachen: Computerspiele. Natürlich waren die beiden keine schwärmenden Teenager mehr. Sie kamen ganz im Gegenteil zum Schluss, dass sie Grafik und Design aktueller Spiele nicht gerade in Entzücken versetzt.

Putz und Hufnagl-Abraham, beide Jahrgang 1975, finanzierten sich ihr Studium mit Multimedia-Produktionen, seit Mitte der 1990er-Jahre unter dem Label Bongfish. Putz: "Damals waren CD-ROMs populär, das Internet nicht so sehr." Erst 1999 kam dann auch der Auftrag, ein Spiel für den Internetauftritt des Snowboard-Produzenten Flow zu entwickeln. "Das Game wurde etwa 500.000-mal runtergeladen", erzählen Putz und Hufnagl-Abraham heute.

Schon damals hatten die beiden Entwickler den Anspruch, die Bergwelt so realistisch wie nur möglich zu zeigen. Mit dem nun mit dem Multimedia-Staatspreis ausgezeichneten Snowboard-Spiel StokEd konnten sie ihre Vorstellungen wirklich umsetzen, weil sie dafür sogar eine eigene Spiele-Engine entwickelten. "Eine technologische Basis für Darstellung, Physik und Sound des Spiels." Die Aufgabe in StokEd: Fünf große Berge aus verschiedenen Kontinenten sollen bezwungen werden. Dabei scheint nicht immer nur die Sonne: Ein dynamisches Wettersystem kann auf manch einem Berg auch zu virtuellem Schneegestöber führen. Bongfish ist mittlerweile ein KMU geworden. Entwicklungsarbeiten wie StokEd kann man nicht zu zweit machen. "Wir haben ein Team. Und manche Dinge wie die zeitintensive 3-D-Modellierung einer Almhütte muss man auch auslagern".

Bei einer internationalen Messe hat das Team von Bongfish den entscheidenden Hinweis bekommen, wie sie mit dem Snowboard-Spiel wirklich Erfolg haben könnten: mit einem Partner, der für eine große Verbreitung sorgt. Es wurde Microsoft. Der Softwareriese bietet das Spiel nun für die Konsole Xbox 360 an, mit einer Auflage von 400.000 Stück. Eine PC-Version soll auch noch kommen.

Der Multimedia-Staatspreis des Wirtschaftsministeriums, der mit keiner Geldsumme verbunden ist, kommt gerade recht, gesteht Putz: "Das Spiel ist in Europa seit 25. 9. am Markt. Mehr kostenlose Werbung dafür kann man sich gar nicht wünschen." (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 30.09.2009)