Wien - Einer der bekanntesten Kulturpublizisten Österreichs ist seit heute auch Träger des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien: Franz Schuh. Nachdem der Schriftsteller am 18. September den mit 25.000 Euro dotieren Tractatus-Essaypreis entgegengenommen hatte, ziert ihn sei heute, Freitag, auch die nicht mit finanzieller Vergütung verbundene Auszeichnung der Bundeshauptstadt. Zugleich mit Schuh wurde der Historiker William M. Johnston geehrt.

"Franz Schuh ist zu danken, dass er nicht aufhört, in dieser Stadt intelligent tätig zu sein - das ist nicht immer einfach", beschied Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in seiner Rede. Überdies zeuge es von Respekt vor dem Auszeichnenden, wenn der Ausgezeichnete die Ehrung akzeptiere.

"Ich gehöre zu dieser Stadt - mir hat der Dr. Zilk noch die Hand geschüttelt", kam der Geehrte diesem Wunsch nach. Schuh, der am 15. März 1947 in Wien geboren wurde, unterstrich, dass besonders sein Vater sich sehr über hohe Auszeichnungen gefreut habe - "dann konnte er für kurze Zeit glauben, dass doch nicht alles umsonst gewesen ist". Ansonsten sei sein Resümee sehr klar: "Ich hatte in einem friedlichen Leben in Vielem die Wahl - das verdanke ich auch dieser Stadt."

"Mit großer Geschicklichkeit verbindet Franz Schuh Privates und Ästhetisches", pflichtete sein Laudator Hubert Christian Ehalt bei. Er sei ein Gebrauchsphilosoph - eine Disziplin, die heutzutage von enormer Bedeutung sei. Und er habe mit seinem Kollegen Johnston gemein, Sachverhalte differenziert darstellen zu können: "Sie tragen dazu bei, die Dinge in der notwendigen Schwebe zu halten." So blieben Diskussionen lebendig.

Der Historiker Johnston hatte sich 1971 mit seinem Standardwerk "The Austrian Mind" der geistes- und sozialgeschichtlichen Entwicklung Österreichs genähert. Dass er damit etwas zum geistigen Aufschwung Wiens in den vergangenen 40 Jahren beigetragen habe, mache die heutige Auszeichnung zum Höhepunkt seiner Laufbahn, freute sich der US-Amerikaner, der im Böhlau Verlag soeben sein neues Buch "Der österreichische Mensch", eine "Kulturgeschichte der Eigenart Österreichs" vorgelegt hat.

Johnston erinnerte dabei an seine Recherchezeit in Österreich, als er Ende der 1960er Jahre den einstigen kommunistischen Nationalrat Ernst Fischer getroffen habe, der seine Begeisterung für die Geistesgeschichte des Landes entfacht habe. "Das ist gespenstisch", so Johnston in der Rückschau: "Ich selbst war und bin alles andere als ein Kommunist." (APA)