Dieser "unwiderstehliche" Raum hat Galerist Ernst Hilger verzaubert: Hier eröffnet am 8. 10. (17.00) die Brot Kunsthalle, ein Lebenstraum.

Foto: Anke Wiedmann

"Das Brot ist eine Expansion into terra incognita", freut sich Ernst Hilger auf seine neueste Abenteuerreise als Galerist. Diese führt ihn in den bisher künstlerisch wenig erschlossenen zehnten Bezirk - auf dem historischen Areal der Ankerbrotfabrik eröffnet Hilger eine Dependance: die Brot Kunsthalle.

Eine eigene Kunsthalle ist ein lang gehegter Wunsch des Galeristen, dem in den teuren und daher auch vergleichsweise beengten Innenstadträumlichkeiten - der Galerie Hilger und Hilger Contemporary in der Dorotheergasse - der Platz für Experimente fehlt. Das Tagesgeschäft bot immer weniger Möglichkeiten für Projekte, die "vielleicht ganz und gar unkommerziell sind", und so wurde der "kleine Museumsdirektor im Herzen eines jeden Galeristen" immer größer. Träume, die die Finanzkrise erst einmal gründlich begrub - aber nach dem ersten "schmähstaden" Schock verfolgte er die Idee weiter.

Am Areal der Ankerbrotfabrik hatte der Galerist schon lange Gefallen gefunden, konkret wurden seine Pläne jedoch erst im Frühjahr, als Hilger den "unwiderstehlichen" Raum im roten Backsteingebäude (Seite Absberggasse) entdeckte. In Kauf und Renovierung dieses und weiterer Räume investierte er einen "Betrag, spürbar unter einer Million": Nach intensiver und diesen Montag fertiggestellter Sanierung sind nun aus den desolaten Fabriksräumen strahlende White Cubes geworden: "Die Heizung kommt dann im Jänner." Für den entsprechenden Charme der 430 m2 Ausstellungsfläche (später auch 400 m2 auf dem Dach für Skulpturen; Möglichkeit für Outdoor-Projekte am Areal; das Depot hat weitere 250 m2) sorgen einige historischer Elemente - alte Spulen, Böden oder Fliesen -, die erhalten blieben.

Fasziniert hat Hilger am Ort die Geschichte von Ankerbrot: "Vor dem Zweiten Weltkrieg hieß es doch: ,Worauf freut sich der Wiener, wenn er vom Urlaub zurückkommt? Auf Hochquellwasser und Ankerbrot.'" Aber auch die geografische Lage hält Hilger für überaus spannend. Dem zehnten Wiener Hieb traut er ein ähnliches Potenzial als "Wohn- und Kreativbezirk" zu wie der Leopoldstadt. Schon jetzt seien circa 6000 bis 8000 m2 des Areals von den City-Loft-Betreibern an die Kreativwirtschaft verkauft worden. Als lockende Köder haben sich hierbei sicher die Bespielung der Expedithalle im Hof durch Theatercombinat und Sirene Operntheater sowie die temporäre Bespielung mit Kunst (unORTnung) bezahlt gemacht.

"Ein spannender Ort vielfältiger Zusammenarbeit" soll Brot werden: Hilger will dafür mit freien Kuratoren und Sammlern arbeiten, aber auch Kollegen zu gemeinsamen Projekten einladen. Auch Design soll zukünftig durch die unmittelbaren Nachbarn Lichterloh eine Rolle spielen. Den Auftakt bestreitet man allerdings mit einem Überblick zum aktuellen iranischen Kunstgeschehen (Gastkurator Shaheen Merali): The Promise of Loss. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.10.2009)