Das Kerngeschäft der Musikindustrie hat sich mehr und mehr in den digitalen Vertrieb von Songs und Videos verlagert. Branchenkennern wie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zufolge wird sich die Entwicklung in den kommenden Jahren dahingehend sogar noch zuspitzen. Im Online-Werbemarkt hat die Musikindustrie zudem eine neue Einnahmequelle entdeckt. Um dem Trend zum Internet-Verkauf Rechnung zu tragen, verkaufen Labels auf den Seiten ihrer Partner mittlerweile selbst Werbungen und entwickeln Strategien, um sich in den neuen Kernfeldern erfolgreich in Stellung zu bringen. Vom Werbeboom dürften neben YouTube auch zahlreiche kleinere Videoportale profitieren.

Nach Angaben von PwC halbieren die Verbraucher die Ausgaben für traditionelle Tonträger

Prognosen und Markteinschätzungen wie jene der Gesellschaft für Konsumforschung geben den Musikverlagen mit ihrer angestrebten Neupositionierung Recht. Während sich der Absatz physischer Tonträger in den kommenden Jahren dramatisch reduzieren soll, werde sich die Zahl der Digitalkäufer allein hierzulande auf 15 Mio. verdreifachen. Nach Angaben von PwC halbieren die Verbraucher die Ausgaben für traditionelle Tonträger wie CDs zwischen 2008 und 2013 auf 11,3 Mrd. Dollar. Gleichzeitig verdoppelt die Musikindustrie die Digitalverkäufe beinahe auf 15 Mrd. Dollar. 2013 soll die Branche damit wieder zu Wachstum zurückkehren. Der Fokus der Verbraucher dürfte jedoch vielmehr auf Musikportalen und Video-Plattformen liegen als bislang.

Der Online-Musikvideo-Bereich zählt dabei zu den wesentlichsten potenziellen Umsatzbringern. Insgesamt wird das Werbewachstum auf YouTube und Co in den kommenden drei Jahren zwischen 100 und 500 Mio. Dollar betragen, berichtet Mediaweek. Statt bloß die Rechte an den Musikvideos zu lizenzieren, verkaufen die Labels die Werbung selbst und beteiligen ihre Partner prozentuell. Die Marktforscher von eMarketer sagen ein Volumenwachstum der Online-Video-Verkäufe von derzeit 850 Mio. auf rund drei Mrd. Dollar bis 2012 voraus. Von dem erhofften Werbeboom dürften jene Internet-Portale am stärksten profitieren, die bereits über Vereinbarungen mit den Major Labels verfügen. So hatte etwa Warner Music erst in der vergangenen Woche einen Vertrag mit der Online-Werbefirma Outrigger unterzeichnet, die auf allen digitalen Plattformen, die Warner-Music-Videos vertreiben, Werbung verkaufen soll. (pte)