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Die Dornbirner Grünen stellten ihrer Neo-Abgeordneten Vahide Aydin einen Thron in den Landtag - als Symbol dafür, dass es auch Frauen auf ganz hohe Sessel schaffen können

Foto: APA/GRÜNE/MATTHIAS WEISSENGRUBER

Vorarlbergs Landtag konstituiert sich: Vahide Aydin, die erste türkischstämmige Abgeordnete, wurde angelobt, ein Integrationsausschuss eingerichtet. Dieser wird schon im November die Arbeit aufnehmen - Von  Jutta Berger 

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Bregenz - "Ich gelobe. Yemin ederim." Vahide Aydin, die erste Vorarlberger Landtagsabgeordnete mit türkischen Wurzeln, legte ihr Gelöbnis bei der konstituierenden Sitzung des Landtags zweisprachig ab. "Ich habe mich spontan dazu entschieden, weil die Zweisprachigkeit zu mir gehört", sagte die Grünen-Politikerin zum Standard. Als Aydin mit neun Jahren von ihren Eltern aus Anatolien nach Vorarlberg geholt wurde, sprach sie kein Wort Deutsch. Eine fördernde Lehrerin und der Kontakt zu den Nachbarkindern hätten ihr den Spracherwerb erleichtert, erzählt Aydin, die als Sozialarbeiterin und Mediatorin arbeitet.

"Brückenbauen"

Ihre Lebens- und Berufserfahrungen will die 40-jährige Dornbirnerin nun als "Brückenbauerin" in die Landespolitik einbringen. Aufgerüttelt durch den fremdenfeindlichen Wahlkampf der FPÖ, bietet die ÖVP nun bessere Rahmenbedingungen für die Integrationspolitik. Ein Integrationsausschuss des Landtages wurde eingerichtet, die Erstellung des Integrationsleitbildes, unterbrochen durch den Wahlkampf, soll fortgesetzt werden, kündigte Landeshauptmann Herbert Sausgruber (ÖVP) in seiner Antrittsrede an.

Sanktionen wenn Spracherwerb nicht gefördert wird

Ressortzuständig wird Bauern-, Umwelt- und Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler (ÖVP) sein. "Ich sehe Integration als Querschnittsmaterie, jedes Regierungsmitglied soll sich Gedanken über Schwerpunkte in seinem Ressort machen", skizziert Schwärzler im Gespräch mit dem Standard seine Arbeitsstrategie. Schwärzler will kein Leitbild schöner Worte, sondern einen Maßnahmenkatalog. "Wir müssen auf die Menschen zugehen, sie informieren, ihnen aufzeigen, welche Möglichkeiten sie haben, ihre Kinder zu fördern." Sollten Eltern den Spracherwerb nicht fördern, könne er sich Sanktionen vorstellen. Nicht Kürzungen von Sozialleistungen, wie von der FPÖ gefordert, "aber finanzielle Beiträge zu Förderstunden".

Vahide Aydin möchte die Diskussion grundsätzlicher angehen: "Zuerst muss definiert werden, was unter Integration verstanden wird." Maßnahmen sollten nicht "über die Köpfe der Migranten hinweg beschlossen werden".

"Was die geschafft hat, schaff ich auch"

Zur Angelobung war nicht nur die Familie Aydin gekommen, sondern auch eine kleine Abordnung von Luna, dem türkisch-österreichischen Frauenverein für Bildung und Integration. Dass die erste türkischstämmige Person im Landtag eine Frau sein, mache sie besonders stolz, sagte Obfrau Seval Demirel. "Wir können nun zeigen, dass türkische und muslimische Frauen sehr stark sind." Vahide Aydin, Mutter einer 13-Jährigen und eines Vierjährigen, will nicht nur Rollenmodell für Frauen und Mädchen sein: "Ich kann mir gut vorstellen, dass sich jetzt auch so mancher Macho sagt: 'Was die geschafft hat, schaff ich auch.'" (Jutta Berger, DER STANDARD Printausgabe 15.10.2009)