Es ist schon erstaunlich: Da drängen so viele junge Menschen wie noch nie zuvor an die Universitäten, und es gibt niemanden in der Politik, der das gut findet. Der Kanzler nicht und der Vizekanzler nicht, am lautesten aber schreit der zuständige Wissenschaftsminister, der diesen Zustrom bildungswilliger Menschen stoppen will.

Es gibt 15 Prozent mehr Anfänger, insgesamt könnten es heuer an die 300.000 Studierende an den österreichischen Universitäten werden. Anstatt diesen Umstand zu begrüßen, wird nur darüber geredet, wie man das verhindern könnte. Minister Johannes Hahn will als Hemmschwelle wieder Studiengebühren einführen, außerdem sollte es an möglichst allen Universitäten Zugangsbeschränkungen in Form von Aufnahmeprüfungen geben.

Keine Rede ist davon, wie man den Andrang sinnvollerweise bewältigen könnte, wie man die Qualität der Universitäten hält oder verbessert, wie man für möglichst viele Menschen möglichst gute Bedingungen schafft.

Auch Schuldige wurden schon ausgemacht: Es sind die bösen Deutschen, die hier studieren wollen. Wie kleinkariert das ist! Da wollen wir lieber unter uns bleiben, anstatt die Internationalität zu fördern und stolz darauf zu sein, dass die Universitäten auch im Ausland beliebt sind. Anstatt zu überlegen, wie man noch mehr Menschen interessieren könnte, wird nur überlegt, wie man sie abwehren könnte. Des Ministers Ansatz ist offenbar die Verhinderung von Bildung. Das ist zukunftsfeindlich. (Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe, 19.10.2009)