Denn eigentlich hatte das Dommuseum im Oktober die Ausstellung "Eros in der Bibel" mit Ölgemälden von Dina Larot zeigen wollen. Lesern der "Kronen Zeitung" ist Dina Larot durchaus bekannt: 15 Jahre lang illustrierte sie die Sex-Kolumne von Gerti Senger mit Aquarellen von sich räkelnden oder lasziv posierenden Frauen.

Gerti Senger wurde daher auch in der Einladung zur Ausstellungseröffnung zitiert: Die "Kokoschka-Schülerin Dina Larot" – na ja, sie besuchte bei ihm 1962 einen Kurs auf der Salzburger Sommerakademie – habe sich "jahrelang in das Bibel-Studium" vertieft. In der Bibel mit den Geschichten "von Macht und Lust, Gewalt und Erotik, Zwang und Befreiung, Liebe und Hass" seien "jede Menge Sex und Crime aufzuspüren". Dina Larot malte also die badende Susanna, die königliche Esther, die lüsterne Salome und so weiter.

Doch auf die Einladung folgte schon bald ein weiteres Schreiben des Dommuseums: Die Ausstellung Dina Larot hätte "aus betrieblichen Gründen" abgesagt werden müssen. Waren bei ein paar Gottesmännern angesichts der Vorstellung von Lust, Gewalt, Erotik und Zwang die Sicherungen durchgebrannt?

Dompfarrer Toni Faber, weltlichen Dingen durchaus aufgeschlossen, wird die Ausstellung dennoch eröffnen. Zwar nicht im Dommuseum der Erzdiözese Wien, sondern im Curhaus seiner Pfarre St. Stephan. Vor ein paar Tagen lud er zur Vernissage für den 30. September um 19 Uhr ein. Nachsatz, gleich zweimal: Ähnlichkeiten mit "prominenten Österreichern" beziehungsweise "lebenden Personen" seien rein zufällig.

Im Dommuseum herrscht jetzt wieder Ruhe: Ab 11. November zeigt man eine sedierende Ausstellung über die stillende Mutter Gottes ("Maria lactans"). Und Dina Larot darf anderswo sexuelle Tagträume entfachen: Ebenfalls am 11. November wird ihre Ausstellung "Aspekte der Liebe auf Wolke 20" eröffnet – in den Räumlichkeiten einer Lebensversicherung. Dort passt sie sicher besser hin. (Thomas Trenkler, derStandard.at, 29.09.2009)