Wien - Der Weg in die bestreikte Akademie der bildenden Künste führt seit Dienstag über die Senkrechte eines riesigen Dollarzeichens: Das schlichte Symbol des Kapitalismus untermauert den Protest von Studierenden und Lehrenden gegen die vom Wissenschaftsministerium geforderte Einführung des Bachelor-Master-Studiensystems. Auch die Parole der Aktion "Malen nach Zahlen" (www.malen-nach-zahlen.at) - "Education ist not for sale" - richtet sich gegen Gerüchte: Das Ministerium droht damit, der ohnehin mit erheblichen Geldsorgen kämpfenden Akademie, den Geldhahn zuzudrehen, wenn die Einführung nicht erfolgt.

Die Akademie will aber beim Diplomstudium bleiben - ein entsprechender Entwicklungsplan wurde in allen Gremien beschlossenen. Und daher wird bis zu den Verhandlungen zwischen Rektor Stephan Schmidt-Wulffen und dem Ministerium am Donnerstag, der "Generalstreik" ausgerufen, die Aula besetzt, der universitäre Betrieb also lahm gelegt.

Die im Bologna-Prozess vorgesehene Angleichung an das angloamerikanischen Bildungssystem gehe nur einen weiteren Schritt in Richtung Ökonomisierung der Bildung, erklärt Arthur Summereder von der ÖH das kategorische "Nein". Überdies stünden die mit der Verschulung einhergehenden strafferen Strukturen im Studium im Widerspruch zu einer individuellen künstlerischen Entwicklung.

Der Protest richte sich laut Summereder aber auch gegen das Schüren eines Misstrauensverhältnisses zwischen der Uni und ihrem Rektor. Letzterer hat für beide Seiten Verständnis: Für die europäischen Rahmenbedingungen und die Sorgen der Studierenden. Gerne lasse er sich durch den Streik daran erinnern, dass er die Interessen einer "Schule" vertrete. "Man muss schauen, wie man zwischen beiden Seiten vermitteln kann". (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD/Printausgabe, 21.10.2009)