Da ist was schiefgegangen für Carrie, das weiß sie und sie sorgt auch dafür, dass es auch alle anderen wissen. Um vielleicht doch noch die Kurve zu einem anderen Leben zu kratzen nutzt sie jede Gelegenheit, sich bei einem ihrer Chefs einzuschleimen – aber irgendwie zahlen sich diese Versuche – oder auch einfach nur Fleiß – für Carrie nie so richtig aus. Zudem muss sie sich ansehen, wie ihr Chef bei gröberen Problemen die Nerven wegschmeißt und dennoch ein fettes Gehalt einstreift. Es gibt also keinen Grund gut drauf zu sein. Und während ihr daheim regelmäßig der Kragen platzt, muss sie sich in ihrer Arbeit meist mit kräftigem Augenrollen begnügen.

Obwohl Carrie weiß, dass der Spruch "jedeR kann es schaffen" Blödsinn ist, träumt sie dennoch vom Leben jener, die es "geschafft haben". Ihr Gatte verweigert sich diesem Credo schließlich voll und ganz, denn ihm reicht es völlig, dass er mehr oder weniger selbst entscheiden kann, wie viel er isst, wie lange er vor der Glotze hängt und wie viele Biere er mit seinen Kumpels trinkt. Bloß nicht ins Radar irgendwelcher firmeninterner Weiterbildungsseminare geraten oder sonstigen unnützen Mehraufwand betreiben. Doug übersetzt sich diverse Aufstiegsversprechen in "einfach noch mehr arbeiten". Und darauf hat er schlicht und einfach genauso wenig Lust wie auf eine Karriere.

Gut, King of Queens gibt vielleicht feministisch nicht viel her. Doug ist bei Zeiten ziemlich fies und die meisten seiner Freunde sind Sexisten und höchstgradig homophob. Aber in King of Queens wird ungeniert gezeigt, wie hart das Familienleben mit Hypothek und drohendem Arbeitsverlust sein kann. Das Idyll und kollektive Ziel von Ehe, Eigenheim und Kinder verliert in King of Queens durch den Austausch einiger Details an Anziehungskraft. Die Vorstadt mit großen Häusern und grünen Gärten ist ein Bild, das sich in US-amerikanischen Filmen und Serien beinahe schon als Status Quo der amerikanischen Gesellschaft durchgesetzt hat. Diese Ästhetik weicht in King of Queens einer Reihe eng, aneinander liegender, kleiner, gleich aussehender Häuser. Nicht ein Kind mit niedlichen Problemchen "komplettiert" die Familie, sondern ein Vater mit anstrengenden Eigenheiten. Und auch die viele Arbeit beschert weder Sicherheit und schon gar keinen Reichtum. Es wird um Sieben oder Acht aus dem Haus gegangen und gegen 20:00 Uhr landet man wieder daheim. Was von Menschen aus den Managementetagen – "12-Stunden-Tage sind normal" – oft kurioserweise nach Protzerei über den eigenen Fleiß klingt, ist also für die ArbeiterInnen aus Queens nicht nur Alltag, sondern auch noch mies bezahlt.

In Queens weiß man, dass Arbeit und Wohlstand herzlich wenig miteinander tun haben – wie es von Erben, Industriellen-Sprösslingen und sonstigen "Selfmade-Millionären" aus Manhattan gerne behauptet wird, denen Carrie Heffernan Bananen aufschneidet und Kaffee holt. (beaha, 1.9.2009)