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Ein Teppich von Cyanobakterien in einem Süßwasser-Reservoir in Australien. Diese giftigen Organismen könnten bereits vor Jahrmillionen für globale Massensterbe-Ereignisse verantwortlich gewesen sein.

Foto: REUTERS/David Gray

Frankfurt/Main - Die Ursachen für die sechs globalen Massenaussterbe-Ereignisse der vergangenen 540 Millionen Jahre sind großteils ungeklärt. Einzig das siebente - nämlich moderne - Artensterben lässt sich auf den Menschen als nachweisbare Ursache zurückführen. Für die übrigen, zu denen auch das Dinosaurier-Massensterben an der Kreide-Tertiär-Grenze vor etwa 65 Millionen Jahren zählt, gibt es nur mehr oder weniger plausible Thesen.

Nun traten US-amerikanische Wissenschafter mit einer neuen These an die Öffentlichkeit: Der Geologe James Castle und der Ökotoxikologe John Rodgers von der Clemson Universität halten es für möglich, dass Algen bzw. Cyanobakterien in der Vergangenheit für den Zusammenbruch ganzer Ökosysteme verantwortlich waren.

Cyanobakterien vergifteten ganze Ökosysteme

Die beiden Wissenschafter leiten aus der Analyse von Ablagerungen den Schluss ab, dass Cyanobakterien in ausreichender Menge wucherten, um andere Pflanzen und Tiere in großer Zahl sterben zu lassen. Diese Wesen bilden giftige Stoffe, und nach der Blüte verbrauchen die vermodernden Reste darüber hinaus enorme Mengen an Sauerstoff, die ebenso für das Absterben ganzer Biotope verantwortlich zeichnete.

Wesentliches Indiz für ihre Theorie sehen die Wissenschafter in der Geschwindigkeit des Artensterbens. Die Umwälzungen am Übergang zwischen dem Erdmittelalter und der Erdneuzeit etwa seien zu allmählich erfolgt, um ausschließlich auf eine plötzliche Katastrophe wie Meteoriten oder Vulkanausbrüche zurückzugehen, betonte Castle am Montag auf einem Kongress in Portland. Diese mögen den Rückgang der Artenvielfalt beschleunigt haben, aber das eigentliche Massensterben gehe auf das Konto der Algen.

Sie kommen wieder

Beunruhigend ist, dass die Forscher Parallelen zwischen der damaligen und der heutigen Entwicklung durch den Klimawandel sehen. Denn für das Wachstum der Algen und Cyanobakterien, die Wärme, Kohlendioxid und eine gute Nährstoffversorgung brauchen, herrschen derzeit ideale Bedingungen. Die Zahl und Ausbreitung solcher Giftstoffe produzierenden Organismen nehme rasant zu, mahnen die Wissenschafter in der Zeitschrift Environmental Geosciences.  (red/APA/AP)