"Gemeinsam Leben" ist die Devise im Mehr-Generationen-Haus, in dem Mütter in Not unterkommen können.

Foto: Kolping Österreich

Wien - Seit 1984 gibt es die Mutter-Kind-Einrichtung (MUKI) bei Kolping Österreich. Zeit für Verbands-Präsidentin Christine Leopold, Bilanz zu ziehen: "Wir haben bisher rund 1.100 Frauen und ihren Kindern helfen können", erklärte sie am Donnerstag vor JournalistInnen in Wien.

Jung und Alt unter einem Dach

Im MUKI finden Frauen, die in Not geraten, für sich und ihre Kinder eine Unterkunft sowie professionelle Betreuung auf dem Weg in ein neues, selbstständiges Leben. Das MUKI ist im Mehr-Generationen-Haus "Gemeinsam Leben" in Favoriten untergebracht. Dort leben die Mütter und Kinder mit älteren, zum Teil pflegebedürftigen Menschen unter einem Dach. Ein Konzept, das zu funktionieren scheint: "Die Jungen und die Älteren ergänzen einander und schaffen ein kleines Universum, in dem niemand lange alleine lebt", weiß Leopold.

Aktuell werden im MUKI 18 Frauen und 30 Kinder betreut. Bald soll es ein zweites MUKI geben: In der Leopoldstadt eröffnet 2011 ein weiteres Kolpinghaus "Gemeinsam Leben", in dem etwa 50 Wohnplätze für betroffene Mütter integriert sind.

Einzelschicksal als Anlassfall

Anstoß für die Etablierung des MUKI war ein Einzelschicksal vor 25 Jahren. "Am Anfang war Verzweiflung", erinnerte sich Ludwig Zack, "Ehrenpräses von Kolping Österreich". Eine schwangere Frau stand auf der Stiege eines Kolpinghauses in Wien und suchte Hilfe - wenn sie nicht abtreibe, würde ihr Freund sie verlassen. "Es war selbstverständlich, dass wir irgendetwas machen", so Zack. Die Frau brauchte einen Wohnplatz, Verpflegung, medizinische Versorgung aber auch persönliche Hilfe und Zuwendung. Der jungen Frau und später auch anderen wurden zunächst Plätze in Kolpinghäusern zur Verfügung gestellt, später wurden Wohngemeinschaften gegründet, aus der schließlich eine Mutter-Kind-Einrichtung entstand.

Leben wieder in Griff kriegen

Gedacht ist das MUKI für schwangere sowie alleinerziehende Frauen. "Jedes Schicksal ist ein dramatisches", weiß Leopold. Die Betroffenen hätten es mit Gewalt, Scheidung, Verschuldung zu tun und würden oft unter Traumatisierung leiden. Sie haben die Möglichkeit, bis zu eineinhalb Jahren im MUKI zu wohnen und ihr Leben wieder in Griff zu kriegen. Dabei helfen ihnen SozialarbeiterInnen und PsychologInnen.

"Man spürt gleich wenn man das Haus betritt, dass man nicht alleine ist", lobte auch Martina Ludwig-Faymann, Obfrau des "Vereins Wiener Frauenhäuser" die Einrichtung. Laut Kolping waren etwa 80 Prozent der Frauen im MUKI vorher in einem Frauenhaus untergebracht.

Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums präsentierten Faymann-Ludwig, Leopold, und Zack ein T-Shirt, dessen Erlös dem MUKI zu Gute kommt und auf der Internet-Seite von MUKI bestellt werden kann. (APA)