Die Comet-Würfel über die Verteilung der großen Kompetenzzentren im Land fallen heute, Mittwoch, und morgen, Donnerstag, durch Jurybeschluss. Wie es in Sachen Forschungsstrategie weitergeht, wird erst diskutiert.

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Klaus Pseiner und Henrietta Egerth leiten seit fünf Jahren die FFG.

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STANDARD: Infrastrukturministerin Bures fordert antizyklisches Investieren. Finanzminister Pröll lobte die Idee von Wissenschaftsminister Hahn, mit einem Forschungsfinanzierungsgesetz der F&E-Szene langfristige Sicherheit zu geben. Wie realistisch sind derartige Pläne angesichts der Krise?

Egerth: Österreich ist ein Land, das im internationalen Ranking zu den "Innovation-Followers" gehört. In dieser Situation darf man es nicht zulassen, dass Unternehmen sich aus der ambitionierten Forschung zurückziehen und ihr Engagement auf die weniger riskante (Weiter-)Entwicklung verlagern. Daher braucht es antizyklische Investitionen. Und es braucht einen mehrjährig abgesicherten Forschungsfinanzierungsplan. Ich glaube, dass die Politiker diese Notwendigkeit erkannt haben, denn erste Maßnahmen sind bereits eingeleitet.

STANDARD: Alles gut und schön. Aber woher soll dafür das Geld kommen? Es gibt eine Lücke zwischen dem, was sich Forscher bzw. Forschungsförderer wünschen, was Politiker versprechen und wie viel Geld da ist.

Egerth: Das Drei-Prozent-Ziel bzw. das Vier-Prozent-Ziel ist im Regierungsprogramm nach wie vor festgeschrieben und noch immer aktuell. Es gibt steigende Budgets für Forschung und Entwicklung, inklusive der Unis. Wie diese Budgets geeignet zugeteilt werden, muss die Politik entscheiden.

STANDARD: Wie reagieren Unternehmen auf die Krise? Forschung ist nicht selten ein Streichposten.

Pseiner: Das kann ich nicht bestätigen. Die Nachfrage bei der FFG steigt, wie die Statistik zeigt: Im Vergleich zum Vorjahr haben Unternehmen um 13 Prozent mehr Forschungsprojekte beantragt; bei den KMUs sind es sogar um 24 Prozent mehr. Damit dieser Trend der Unternehmen nicht einbricht, sollte die öffentliche Hand weiterhin richtige Anreize setzen. Der Trend der letzten zehn Jahre, der hierzulande ein sehr dynamisch steigender war, muss beibehalten werden. Die Nagelprobe wird sein, ob wir es jetzt in der Krise schaffen, die öffentlichen Budgets antizyklisch auszubauen, um damit die Position Österreichs halten zu können.

STANDARD: Welche Erwartungen verbinden Sie eigentlich mit der Strategie, die nun auf der Basis diverser Evaluierungen erstellt wird?

Egerth: Es gibt eine Reihe wertvoller Vorschläge. So wird zum Beispiel Handlungsbedarf in Richtung schlankere Abwicklung attestiert. Es geht dabei um wenige breite Schwerpunkte, und es geht dabei um die Erweiterung des Handlungsspielraums für Agenturen, um rasch auf Veränderungen und Bedürfnisse reagieren zu können. Ich bin - wie die Evaluatoren - überzeugt, dass eine größtmögliche Effizienz im Fördersystem durch eine Neudefinition der Schnittstelle zwischen strategischer und operativer Ebene erreicht werden kann.

STANDARD: Was heißt das für die FFG-Kompetenzen?

Pseiner: Es ist nicht an uns, Prognosen zu stellen. Design, Implementierung und Abwicklung von Förderangeboten, das sind die Kernkompetenzen der FFG und dafür sollte der FFG die Verantwortung gänzlich übertragen werden. Die strategischen Rahmenvorgaben und Hauptstrategien müssen von den Ressorts kommen.

STANDARD: Das Kompetenzzentrenprogramm Comet wird nun abgeschlossen. Was soll es besser machen als die Vorläuferprogramme?

Egerth: Comet ist quasi das "Best of" aus den Erfahrungen der Vergangenheit. Beispielsweise ist erhöhtes Augenmerk auf Exzellenz-Projekte gelegt, die allen Beteiligten - Unternehmen und wissenschaftlichen Partnern - zugute kommen müssen. Alle Bundesländer beteiligen sich nunmehr zu den gleichen Konditionen. Es wurden auch ambitionierte Quoten für Einzel- und Kooperationsprojekte definiert, Regelungen der Intellectual Property Rights mit Bezug zur Ausgewogenheit werden verlangt, ein professionelles wirtschaftliches Management wird eingefordert. Man darf aber auch nicht vergessen, dass sich auch in der wissenschaftlichen "Landschaft" viel verändert hat, so sind zum Beispiel die Unis viel autonomer geworden und darauf angewiesen, wirtschaftlich ein positives Ergebnis zu erzielen. Damit haben sich die Rahmenbedingungen auch für Kompetenzzentren zum Positiven verändert.

STANDARD: Was aber kommt nach Comet? Mehr Exzellenz in dieser Form, sagen Wirtschaftsforscher, wird es kaum geben. Es würde noch andere Programme brauchen.

Pseiner: Forschungsstrukturen aufzubauen braucht Zeit, Exzellenz entsteht nicht über Nacht. Es muss daher zunächst einmal gelingen, die Kompetenzzentren in die oft zitierte Top-Liga zu bringen und sie dann dort zu halten. Dass dieser Aufbau nicht nach zehn Jahren beendet sein wird, liegt auf der Hand. Richtig ist, dass es nicht unendlich viele Exzellenzzentren geben kann, denn Exzellenz definiert sich letztlich auch aus einer gewissen Exklusivität. Möglicherweise braucht das Land nicht mehr Zentren an der Zahl. Man muss aber sehen, dass das Innovationssystem nicht statisch ist. Themen, die heute relevant sind, können in einigen Jahren bereits durch neue Schwerpunkte abgelöst werden. Das Re-Design von Förderangeboten ist ein laufender Prozess. Wir lernen dazu. Wir versuchen dabei das Potenzial, das Österreich hat, auszunutzen und im Förderportfolio der FFG zu berücksichtigen. So wird es auch Antworten für die Kompetenzzentren geben. (DER STANDARD, Printausgabe, 28.10.2009)