Wohnbauforscher Wolfgang Förster hat den aktuellen Kriterienkatalog erstellt.

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Wenn jemand wissen muss, was soziale Nachhaltigkeit bedeutet, dann ist es Wolfgang Förster. Schließlich hat der Leiter des Referats Wohnbauforschung der Stadt Wien (MA 50) den Kriterienkatalog erstellt, nachdem die Jurymitglieder in Wiener Bauträgerwettbewerben nun entscheiden sollen.

Wie Förster in seinem Vortrag deutlich machte, steht für ihn sehr wohl die Leistbarkeit im Vordergrund, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Er sprach sich gegen "Show-Architektur", die vor allem Werbezwecken dient, aus und betonte dafür die Bedeutung von Innovation, die der geförderte Wohnbau in Wien schon immer erfüllt habe.

Auch die Quantität des Bauens könne entscheidend sein so Förster. "Es ist nicht sozial nachhaltig, wenn ein Engpass entsteht, und wenig gefördert wird - aber auch nicht, wenn es Leerstände gibt."

Folgende vier Kriterien hat die Wiener Wohnbauforschung seit dem Frühjahr ausgearbeitet:

  • Alltagstauglichkeit: Darunter fallen laut Förster flexible Grundrisse und die Möblierbarkeit mit Normmöbeln, "damit man die Einrichtung im Möbelhaus kaufen kann und keinen Tischler braucht." Aber auch die Qualität der Freiräume - Balkone oder Terrassen - hätten für Bewohner einen besonders hohen Stellenwert.
  • Kostenreduktion der Planung: Hier strich Förster besonders die Kompaktheit des Baukörpers hervor. Dass das nicht zu eintönigen Schachteln führe, sei die Herausforderung für die Architekten.
  • Wohnen in Gemeinschaft: Gemeinschaftsräume müssten nicht nur errichtet werden, es müsse danach auch für ihre Verwendung gesorgt werden, etwa durch eine neue Generation von Hausbesorgern. Und bei Außeneinrichtungen wie etwa Spielplätzen müsse man auf die Robustheit der Materien achten.
  • Wohnen für wechselnde Bedürfnisse: Moderne Wohnanlagen und Wohnungen müssten in der Lage sein, Wohnen und Arbeiten zu verbinden, temporäres Arbeiten zu ermöglichen, sie müssten Angebote für spezifische Nutzergruppen, etwa Menschen mit Betreuungsbedarf, bieten, betonte Forster. Auch die Wohngemeinschaft erlebe derzeit eine Renaissance und sollte in den normalen Wohnbau integriert werden.

(ef, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.10.2009)