Teheran - Der Iran verhandelt einem Agenturbericht zufolge über eine Beteiligung an dem milliardenschweren Gaspipeline-Projekt Nabucco. Es gebe inoffizielle Gespräche mit einigen europäischen Unternehmen, sagte ein hochrangiger Manager des staatlichen Gasexport-Konzerns laut einem Bericht der halbamtlichen Nachrichtenagentur Mehr vom Samstag.

An dem knapp acht Milliarden Euro teuren und von der EU unterstützten Projekt sind unter anderem der österreichische Erdöl- und Gaskonzern OMV, die deutsche RWE und die türkische Botas beteiligt. RWE erklärte am Sonntag, es gebe ihrerseits keine Verhandlungen mit dem Iran. Die Türkei hatte unlängst für eine Beteiligung der Islamischen Republik plädiert.

"Wir sind mit dem Iran weder im Gespräch über eine Mitgliedschaft im Nabucco-Konsortium noch über Gaslieferungen", sagte ein RWE-Sprecher. Der iranische Manager sagte dem Agenturbericht zufolge seinerseits nicht, mit welchen Unternehmen gesprochen werde. Er betonte aber: "Ohne den Iran wird die Nabucco-Pipeline auf keinen Fall ihren Betrieb aufnehmen".

RWE dementiert

Dieser Einschätzung trat RWE entgegen. Der Konzern bekräftigte, dass iranisches Gas nicht notwendig sei, um die Gaspipeline zu füllen. Mit Aserbaidschan, dem Irak und Turkmenistan stünden mehr als genug Lieferanten für Nabucco zur Verfügung. Mit ersten Lieferverträgen werde in der ersten Hälfte des kommenden Jahres gerechnet. Der Iran sei noch auf absehbare Zeit Netto-Importeur von Gas. Auch die politischen Verhältnisse sprächen derzeit gegen eine Einbindung des Iran.

Der Iran verfügt nach Russland über die zweitgrößten Gasreserven der Welt. Für den Export fehlt dem Land aber nicht zuletzt wegen langjähriger US-Sanktionen die nötige Technologie. Gespräche über eine Beteiligung des Iran an Nabucco dürften der Regierung in Washington Sorgen bereiten, weil sie sich wegen des Atomstreits gegen Energievereinbarungen mit der Islamischen Republik sperrt.

Über Nabucco sollen von Ende 2014 an jährlich bis zu 30 Millionen Kubikmeter Gas aus dem kaspischen Raum nach Europa fließen und den Kontinent so unabhängiger von russischen Gaslieferungen machen. Im vergangenen Winter war es im Zuge des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine zu Versorgungsengpässen in Europa gekommen. (APA/Reuters)