Klagenfurt - Einen Dokumentarfilm über eine heute 80-jährige gebürtige Villacherin haben Jenny Gand und Lisa Rettl gemacht. "Wilde Minze" erzählt vom Leben der Frau, die mit 16 nur knapp einem Todesurteil durch die NS-Gerichtsbarkeit entging, deren Mutter, Maria Peskoller, hingegen hingerichtet wurde. Die Dokumentation wird am 6. November im Filmstudio Villach (18.00 Uhr) erstmals gezeigt.

Der Film erzählt die Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung über den Tod hinaus. "Sie hat mir ein Leben lang gefehlt", sagt Helga Emperger über den Verlust ihrer Mutter, die am 23. Dezember 1944 nach einem Urteil des Volksgerichtshofpräsidenten Roland Freisler gemeinsam mit sieben anderen Verurteilten hingerichtet wurde. Die Tochter wurde zwar ebenfalls von der Gestapo verhaftet und verhört, entging aber einer Anklage. 65 Jahre sind seither vergangen und die Jugendliche von damals ist 80 Jahre alt. Sie hat, so heißt es im Begleittext zum Film, zu den Bildern eine Sprache gefunden, gelernt, das Leben zu lieben.

Weibliche NS-Erfahrungen

Gezeigt wird der Versuch, trotzdem ein normales Leben zu führen, die Protagonistin auf Reisen, beim Chorsingen, daheim. Von der Zeit, als ihre Familie noch intakt war, ist nicht viel geblieben, ein paar Fotos, ein Halstuch, ein Armband.

Mit der 85-minütigen Dokumentarfilmerzählung Helga Empergers legen die Filmemacherin Jenny Gand und die Historikerin Lisa Rettl sowohl ein zeitgeschichtlich als auch aktuell politisch relevantes Dokument vor. "Wilde Minze" gibt weiblichen Erfahrungen aus der NS-Zeit und ihren Folgewirkungen eine Stimme und rückt jene Frauen in den Vordergrund, die durch ihre Unterstützung von Deserteuren selbst Opfer der NS-Justiz wurden.

Die Aktualität ergibt sich aus dem im Dezember in Kraft tretenden Gesetz, mit dem sämtliche Urteile des Volksgerichtshofes und der NS-Sondergerichte pauschal aufgehoben werden. Damit werden Menschen wie Maria Peskoller Jahrzehnte nach ihrem Tod nun doch noch rehabilitiert. (APA)