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Der bald ehemalige Vorsitzende des Instituts sagt: "Wir haben mit Erschrecken festgestellt, dass es keinen politischen Willen zur Stärkung der Jugendforschung gibt."

AP Photo/Valentina Petrova

Wien - Das Österreichische Institut für Jugendforschung (ÖIJ) wird sein 50. Gründungsjubiläum nicht erleben. Mit Jahresende sperrt die Forschungseinrichtung zu, weil für 2010 eine Finanzierungszusage des Bundes über 100.000 Euro fehlt, klagte ÖIJ-Vorsitzender Patrick Rosner am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Im Institut sieht man damit das Ende der grundlegenden Jugendforschung in Österreich gekommen.

"Wir haben mit Erschrecken festgestellt, dass es derzeit keinen politischen Willen zur Stärkung der Jugendforschung gibt", sagte der ÖIJ-Vorsitzende. Bis 2003 sei das Institut vom Jugendressort gefördert worden, in den vergangenen fünf Jahren gab es Geld aus dem Programm "dynamische Qualitätssicherung" des Wissenschaftsministeriums. Dieses ist ausgelaufen, ein Nachfolgeprogramm werde es erst 2011 geben.

Geld aus anderen Quellen sei nicht aufzutreiben gewesen. "Glauben Sie mir, wir haben nichts unversucht gelassen, um zu diesen Förderzusagen zu kommen", beteuerte Rosner. Dabei sei man zuletzt ohnehin nur noch zu 25 Prozent von der öffentlichen Hand finanziert gewesen.

"Schockwelle" durch die Forschungslandschaft

Unterstützung erhielt er von Prof. Gudrun Biffl von der Donau Universität Krems. Die Nachricht von der Schließung sei als "Schockwelle" durch die Forschungslandschaft gegangen: "Die Verlierer sind die Jugendlichen selbst." Interdisziplinäre und aufbauende Grundlagenforschung sei notwendig, so Biffl, was auch die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits unterstützte. Ein "klares Armutszeichen der Politik" ortete Philipp Nagel, Vorsitzender der Bundesjugendvertretung.

Im Wissenschaftsministerium zeigte man sich von der Kritik befremdet. Dass das Förderprogramm auslaufe, sei lange bekannt gewesen. Dem ÖIJ sei mehrfach signalisiert worden, dass es sich um eine Basisförderung bewerben könne. Bis dato sei dies aber nicht geschehen.

Basisförderung

Im auch für Jugend und Familie zuständigen Wirtschaftsministerium erklärte ein Sprecher, dass seit 2003 Forschungsprojekte nur mehr auf Ausschreibung vergeben worden seien. Eine Basisförderung aus dem Jugendressort gebe es nur für jene Bundesjugendorganisationen, die im Gesetz festgelegt seien. Im Übrigen entstehe auch ohne das ÖIJ "kein Mangel an Expertise". Das Institut sein "kein Monopolist" in der Jugendforschung, das gelte auch für die Grundlagenforschung. (APA)