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Im besten Fall bedeutet eine berufsbegleitende Weiterbildung eine Win-Win-Situation: Der Mitarbeiter profitiert von den Karrieremöglichkeiten, das Unternehmen vom zusätzlichen Know-How.

Foto: AP/Nasser Ishtayeh

Berufsbegleitende Weiterbildung - was bringt sie dem Mitarbeiter, was dem Unternehmen? Wie wird sie betrieblich gefördert, welche Aufstiegschancen gibt es? derStandard.at hat einen Rundruf bei vier heimischen Unternehmen gestartet, um diesen und weiteren Fragen auf den Grund zu gehen.

Grundsätzlich gilt: Wer sich berufsbegleitend weiterbildet, fördert seine Karriere aktiv. Bei den befragten Unternehmen stehen Mitarbeiter, die sich freiwillig fortbilden, hoch im Kurs. Das hat zwei Gründe: Sie werden als überdurchschnittlich engagiert sowie als hoch motiviert angesehen. Beim Handelskonzern Rewe kann Weiterbildung für die Mitarbeiter konkret bedeuten "komplexere Aufgaben zu übernehmen und ihnen so wesentlich raschere Karriereschritte zu ermöglichen", sagt Pressesprecherin Corinna Tinkler. Beim Schrankenbauer Skidate habe man vor allem "bei der Nachbestzung von Führungspositionen Chancen", erklärt Finanzvorstand Michael Hofer. Des Weiteren bekomme man die Möglichkeit, Projekte sowohl national als auch international zu leiten.

Bei der Bank Austria warten auf künftige Absolventen bereits entsprechende Jobs. "Schon während des Studiums kann in einem mittelfristigen Entwicklungsplan mit dem Mitarbeiter erarbeitet werden, wie seine künftigen Perspektiven in der UniCreditGroup aussehen könnten", heißt es dort. Bei Microsoft Österreich findet regelmäßjig eine "Mid-Year-Career-Discussion" statt, bei der Mitarbeiter und Manager gefordert sind, an ihrer zukünftigen Berufslaufbahn zu arbeiten. "Faktoren wie berufsbegleitende Weiterbildung nehmen hier eine wichtige Stellung ein", sagt HR-Director Jenny Dinich.

Abschlussarbeiten und Bildungstage

Der Mehraufwand lohnt sich also, Weiterbildung wird honoriert. Aber wie sieht es mit konkreter Unterstützung von Seiten der Unternehmen aus? Abschlussarbeiten werden von allen befragten Betrieben unterstützt, etwa durch Information, fachliche Beratung oder die Vermittlung von Experten für Interviews. Bei Rewe erfolgt die Hilfestellung "individuell": "Bildungsurlaub, Karenzierung beziehungsweise flexible Arbeitszeiteinteilung werden je nach Einzelfall vereinbart", so Tinkler.

Bei Skidata ist rund ein Drittel der Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung tätig. "Hier ergeben sich auch immer wieder Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten", erklärt Hofer. Neben Forschungsprojekten und Diplomarbeiten gebe es für sich weiterbildende Mitarbeiter auch finanzielle Unterstützung. Auch bei der Bank Austria sei man schon für Studiengebühren aufgekommen, zusätzlich werden Bildungstage gewährt, die Mitarbeiter für Seminare oder Prüfungen verwenden können. Bei Microsoft Österreich stehen jedem Mitarbeiter fünf Bildungstage pro Jahr zur Verfügung, sehr flexible Arbeitszeiten gebe es ohnehin.

Gelerntes in der Praxis anwenden

Wenn Unternehmen berufsbegleitende Weiterbildung von Mitarbeiter unterstützen, versprechen sie sich davon vor allem, dass das gelernte Wissen unmittelbar in der Praxis eingesetzt wird. Außerdem, dass der Betrieb von "neuen, konkreten in der Jobpraxis anwendbaren Skills" und dem "Blick über den Tellerrand" der jeweiligen MitarbeiterInnen profitiert, so Jenny Dinich von Microsoft.

"Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass es sich dabei um proaktive und zielstrebige Mitarbeiter handelt, die das Unternehmen bei der Bewältigung von Herausforderungen benötigt und auch behalten möchte", heißt es bei der Bank Austria. Auch bei Skidata ist man der Meinung, "dass sich hochqualifizierte und kompetente Mitarbeiter positiv auf den gesamten Erfolg des Unternehmens auwirken." Man unterstütze daher auch immer öfter internationale Fortbildungen, die den "weltweiten Aktivitäten und Netzwerken zu Gute kommen." Man habe die Erfahrung gemacht, dass Mitarbeiter, die sich weiterbilden, ihr Knowhow schon während der Ausbildung im Unternehmen umsetzen würden und nicht erst danach. "Dadurch hat das Unternehmen schon von Beginn an Vorteile", erklärt Hofer.

Zeitmanagement und Zielsetzung

Dass die Qualität der Mitarbeit durch die zusätzliche Belastung einer Ausbildung leide, glauben die Verantwortlichen nicht. Bei der Bank Austria könne man auf Wunsch die Arbeitszeit vorrübergehend reduzieren, was auch in einigen Fällen angenommen würde. Bei Skidata weiß man aus Erfahrung, dass sich insbesondere Personen mit einem ohnehin guten Zeitmanagement einer zusätzlichen Ausbildung widmen. Jenny Dinich von Microsoft hat beobachtet, dass Mitarbeiter es "sehr erfolgreich schaffen, die verschiedenen Anforderungen unter einen Hut zu bringen - was möglicherweise auch mit ihrer eigenen Motivation zu tun hat, ein selbst gestecktes Ziel zu erreichen."

"Win-Win-Situation" schaffen

Nun steht also scheinbar fest: Wer sich weiterbildet, erhöht seine Karrieremöglichkeiten im eigenen Betrieb. Aber berufsbegleitende Weiterbildung kann nicht nur für den Mitarbeiter, sondern auch für das Unternehmen einen Mehraufwand bedeuten. Was, wenn sich der Mitarbeiter nach Abschluss der Ausbildung gegen den Betrieb und für neue Wege entscheidet? "Kein Thema" sind solche Szenarien bei Rewe: Mitarbeiter, die sich weiterbilden, seien von Haus aus engagiert, motiviert und wertvolle Bestandteile des Unternehmens. Auch bei der Bank Austria habe man in dieser Hinsicht gute Erfahrungen. Bei Skidata bietet man dem Mitarbeiter Entwicklungsschritte an, um solchen Szenarien vorzubeugen. "Das ist ein fester Bestandteil unserer Mitarbeitergespräche", sagt Hofer. Auch Microsoft setzt auf Kommunikation: Man will schon in Vorhinein sicherstellen, dass kontinuierlich eine enge Verbindung zwischen Job und Weiterbildung besteht. Der Abschluss des Studiums oder der Ausbildung könne so eine "Win-Win-Situation" darstellen. (mak, derStandard.at, 16.11.2009)