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Thaddäus Ropac irgendwann vor dem Millenium

Foto: APA/PIERRE IRA

Salzburg - Ursprünglich wollte Thaddäus Ropac selbst Künstler werden. Bei Karl Prantl hat der 1960 in Klagenfurt geborene Galerist aus Salzburg Skulpturen aus Stein bearbeitet. Aber Joseph Beuys hat ihm die Kunst ausgeredet. Ausgerechnet jener Beuys, von dem der Ausspruch "jeder Mensch ist ein Künstler" stammt. Aber das Händchen von Ropac für die Künstler und ihre Kunden dürfte tatsächlich besser sein als für die Kunst selbst. 25 Jahre nach seinem bescheidenen Start in Salzburg beschäftigt Ropac 35 Mitarbeiter, vertritt über 60 der international teuersten Künstler und gilt als einer der erfolgreichsten Galeristen weltweit.

Anfangsstation Kaigasse 40

In den frühen 1980er-Jahren hat Ropac in Lienz und dann in Salzburg ganz klein angefangen: "Als Andy Warhol 1984 in meine Mini-Galerie nach Salzburg gekommen ist, war er entsetzt. Meine erste Galerie in der Kaigasse 40 war wirklich provinziell, ich habe mir nicht einmal passende Rahmen leisten können. Auch Joseph Beuys, der meinen Lebensweg so nachhaltig beeinflusst hat, rümpfte die Nase. Ich war wirklich künstlerischer Underground. Ich habe damals so gut wie nichts verkauft. Aber wichtige Leute waren da".

Warum der Kunsthändler mit Osttiroler Wurzeln ausgerechnet Salzburg und nicht Wien oder Berlin als Hauptstandort seines Kunsthandels gewählt hat, begründet er mit der besonderen Atmosphäre von Salzburger Sommerakademie und unbeackerter Galerienlandschaft: "Es gab ja fast nur die Galerie Welz, und die war total etabliert. Ich bin damals auf die Festung rauf in die 'Schule des Sehens'. Ich habe hier Barbara Wally, Wieland Schmied und den grantigen Otto Breicha kennengelernt, der meine Galerien-Gründung als Schnapsidee abgetan hat."

Wirklich erfolgreich geworden ist Ropac nicht zuletzt durch die typische Kunstmarkt-Reaktion auf den Tod von Künstlern. "1986 ist Beuys, 1987 Warhol, 1988 Jean-Michel Basquiat und 1990 Keith Haring gestorben. Da ist die Nachfrage nach diesen Künstlern plötzlich sprunghaft gestiegen. Und da hat man sich daran erinnert, dass ich diese Künstler schon ganz früh in meiner Galerie ausgestellt habe", berichtet Ropac unaffektiert.

Heute betreibt Ropac im Zentrum von Paris eine 800 Quadratmeter große Galerie auf drei Stockwerken. Das Stammhaus der Galerie befindet sich in der Villa Kast am Salzburger Mirabellplatz. Aber auch dieser repräsentative Jugendstilbau platzt aus allen Nähten. Während ein guter Teil der Kunstszene den Gürtel enger schnallen muss, baut Ropac eine insgesamt 2.600 Quadratmeter große Kunsthalle in der Salzburger Vorstadt. In diesem "Special Project Space" will er nicht nur seine Logistik-Abteilung, die Büros, das Archiv und ein Fotostudio unterbringen, sondern vor allem exklusive, nicht öffentliche Schauräume. Dort soll großformatige Kunst zahlungskräftigen Kunden präsentiert werden.

"Durch die aktuelle Krise noch stärker geworden"

Über Umsatzzahlen spricht Ropac nicht. "Aber ich kann sagen, dass wir durch die aktuelle Krise noch stärker geworden sind. Der Kunstmarkt boomt, und wir profitieren davon. Die Kunst als Ganzes erlebt eine Blüte, obwohl oder gerade weil es keine einheitlichen Strömungen mehr gibt. Es gibt nur noch Persönlichkeiten und eine zugegeben verwirrende Vielfalt in der Kunst. Das verdeutlicht auch, warum sich die Kunst oft nicht von alleine erschließt. Man muss sich mit jedem dieser Künstler und ihren Werken auch theoretisch auseinandersetzen."

Thaddäus Ropac verkauft Kunst nicht nur, er verschenkt sie auch. 2008 hat er dem Wiener Belvedere Werke im Gesamtwert von 700.000 Euro überlassen, auch die Albertina profitierte in mehreren Fällen. Heuer hat das Salzburger Museum der Moderne (MdM) Glück. Zum 25-Jahr-Jubiläum seiner Galerie schenkt Ropac dem MdM 25 Werke, die sich Direktor Toni Stooss auch noch selbst aussuchen durfte. Stooss hat sich vor allem für eher kleinformatige Arbeiten entschieden, die zur Hälfte aus dem Privat-Bestand von Ropac und zur anderen Hälfte direkt von den Künstlern stammen. Ab übermorgen, Samstag, sind die Ropac-Bilder komplett im Museum auf dem Mönchsberg zu sehen. Den Gesamtwert seiner Schenkung wollte Ropac nicht nennen.

Georg Baselitz, Mimmo Paladino, Stephan Balkenhol, Alex Katz, Anselm Kiefer, Arnulf Rainer, Francesco Clemente, Tony Cragg, Tom Sachs, Sylvie Fleury, Robert Mapplethorpe, Hubert Scheibl, Gilbert & George, Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat, Robert Wilson oder Not Vital - die Künstlerliste des Galeristen aus Salzburg liest sich wie das Who is Who der deutschen und englischsprachigen Kunstszene. Nach welchen Kriterien hat er sie ausgewählt? "Es geht um die Mischung. Ich habe Kunst in meinem Angebot, die kaum vermittelbar ist. Nehmen Sie etwa Elaine Sturtevant oder die Videos von Harun Farocki, dafür interessieren sich nur wenige, ganz besondere Sammler. Und ich habe Kunst, auf die die Sammler weltweit fliegen. Ich vertrete viele enorm erfolgreiche Künstler, und manche sind erfolgreich, weil ich sie vertrete. In beiden Fällen ist das Vertrauen der Künstler das Entscheidende." (APA)