3,3 Liter Diesel auf 100 km braucht der Polo Blue Motion im Normtestzyklus: Erstaunlich, was man mit konventionellen Mitteln alles erreichen kann. Das Start-Stop-System (unten) lässt sich auch deaktivieren.

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Und hier die Hauptkonkurrenz: Smart CDI ...

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... und Toyota Prius III.

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Grafik: DER STANDARD

Im Sport entscheiden mitunter Hundertstel- oder Tausendstelsekunden über Sieg und Niederlage. Im Automobilbau sind's neuerdings Tausendstelkilo: Ein Gramm kann den Ausschlag geben. Dabei reden wir hier nicht vom Gewicht, sondern von Schadstoffemissionen - und der seit einiger Zeit magischen Kenngröße von Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer.

Lange jedenfalls durften sich die Musterknaben Toyota Prius Fünfsitzer) und Smart Fortwo CDI (Zweisitzer) nicht auf ihren medialen Lorbeeren ausruhen, ihre fantastischen 89 (Prius) respektive 88 g CO2 / km (Smart) werden nun vom VW Polo Blue Motion (Fünfsitzer) unterboten: 87 g CO2 / km lautet der Rekordwert, was wiederum einem Normverbrauch von 3,3 Litern Diesel auf 100 km entspricht: Hurra, das Dreiliterauto ist wieder da!

Damit fährt also der demnächstige Umweltweltmeister vor, und der verkörpert die Speerspitze einer Strategie, die den VW-Konzern zum umweltverträglichsten Volumenshersteller der Welt hochkatapultieren soll. So tönte es jedenfalls bei der internationalen Pressepräsentation dieses neuen Öko-Chefs im Umland von Hannover.

der Standard konzentrierte sich zunächst auf die Eindrücke auf den ersten Kilometern. Wichtigstes Ergebnis gemäß Bordcomputer: 3,9 l / 100 km. Ein hervorragender Wert, zu dem relativierend gesagt werden muss: Das Höhen- und Kurvenprofil in der norddeutschen Tiefebene ist nicht zwingend 1:1 auf heimische Verhältnisse übertragbar, über Niedersachsens Berge lacht sogar ein Burgenländer. Und dann soll's sogar in Österreich die eine oder andere Stadt geben, dort schnellt ja der Verbrauch erfahrungsgemäß nach oben. Somit schätzen wir Pi mal Daumen, dass sich im ganz normalen Autoalltag, Schwerpunkt innerstädtisch, rund 4,5 l / 100 km ergeben werden.

Im Fahrbetrieb, und das macht den Fortschritt gegenüber dem 1999 präsentierten Drei-Liter-Lupo besonders augenscheinlich, fällt der neue Polo Blue Motion in keinerlei Weise unangenehm auf: Der neue Drei-Zylinder-Diesel (System Common Rail) zieht trotz nur 75 PS und 180 Nm tüchtig an, die lange Übersetzung des Fünf-Gang-Getriebes kennt man mittlerweile von vielen anderen Sparmobilen, das Klangbild ist in Ordnung, und das Start-Stop-System wird seine Sinnhaftigkeit besonders im urbanen Einsatz unter Beweis stellen. Bremsenergierückgewinnung ist ebenso serienmäßig an Bord wie Leichtlaufreifen, Aerodynamik-Optimierungspaket und Schaltpunktanzeige. Ein hochmodernes Auto für Menschen, die an der Speerspitze des ökologischen Fortschritts vernünftig mobilisiert bleiben wollen.

Der Polo Blue Motion erster Generation (2006) kam übrigens auf 3,9 l / 100 km und 99 g CO2 / km - exakt jener Wert, den der neue Golf Blue Motion erreicht, der, wie der Superspar-Polo und der neue Passat Blue Motion (4,4 l / 100 km, 114 g CO2), im ersten Quartal 2010 an den Start gehen wird. Wenn da keine blauen Motionen wachwerden! (
Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/6.11.2009)