George Grosz' mörderischer "Abend" von 1916.

Foto: Wienerroither & Kohlbacher

Bis vor wenigen Tagen galt George Grosz' 2003 für umgerechnet 421.500 Euro versteigertes Aquarell Quer durch Berlin (1919) als Rekordhalter in der Kategorie Arbeit auf Papier. Seit 4. November ist dieser Spitzenwert Geschichte: Entgegen der Taxe (300.000-500.000 Dollar) fiel der Hammer für das dadaistische Aquarell Der neue Mensch von 1921 bei Christie's in New York erst bei 1,1 Millionen Dollar netto (brutto 1,31 Mio. Dollar). In der Liste der zehn besten Auktionsergebnisse - mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Papierarbeiten - ist dies nun der erste auf amerikanischem Territorium erzielte Eintrag.

Seit 1997 liegt der international verzeichnete Umsatzanteil der Vereinigten Staaten bei konstanten 20 Prozent (UK: 39 Prozent, DE: 27 Prozent). Höchstpreise erzielen seine Arbeiten sonst in Europa und hier in der Marktmetropole London: angeführt von einem 13 Jahre alten Rekord für Grosz' 1916 gemalten Traum von Amerika; Für 1,6 Millionen Euro netto wechselte Wildwest, unter den Nationalsozialisten ein Paradebeispiel entarteter Kunst, 1996 bei Christie's in London den Besitzer. Notabene notierte man den höchsten Millionen-Zuschlag 1995 für eine Tuschzeichnung (John Heartfield der rote Regissör) bei 19 Millionen - allerdings bei Finarte (Mailand) und damit in Lira (9812 Euro). Im Rahmen der "Hofburg Messe für Kunst und Antiquitäten" (bis 15. 11.) bietet sich eine für Österreich ungewöhnliche Chance Grosz' Œuvre zu sondieren. Angesichts dieser jüngsten Entwicklungen könnte der eine oder andere Anbieter - so gilt es für Interessierte keinesfalls zu hoffen - womöglich die günstige Preisgestaltung überdenken.

Ab 4500 Euro wird man bei Galerie Rhomberg fündig, die 31 Arbeiten auf Papier (1921-39) sowie drei Ölgemälde im Angebot hält, darunter zwei aus seiner späten Periode im amerikanischen Exil (bis 390.000 Euro). Ruhigen Gewissens kann man etwa 36.000 Euro (Kovacek Spiegelgasse) für eine Federzeichnung investieren, oder auch 110.000 Euro in die mit Farbkreide und im vorläufigen Rekordjahr 1916 verewigte Szene aus dem Berliner Nachtleben (Wienerroither & Kohlbacher). (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 07./08.11.2009)