Bregenz - Im Gegensatz zu anderen Bundesländern hat Vorarlberg keine großen Flüchtlingslager und -heime. Die dezentrale Unterbringung in Wohnungen und Häusern habe sich bewährt, stellt der Landesrechnungshof in einem grundsätzlich positiven Prüfbericht fest.

Aktuell leben in Vorarlberg 914 Frauen, Männer und Kinder mit Asylwerberstatus aus 40 Nationen in Flüchtlingshäusern und privaten Quartieren. Dazu kommen noch 1000 anerkannte Flüchtlinge, die Hälfte davon sind Kinder. Das Land Vorarlberg erfüllt seine Quote zu 90 Prozent.

Sparen könnte die Caritas, die vom Land vor fünf Jahren mit der Grundversorgung von Asylwerbern betraut wurde, bei den Wohnungsmieten, raten die Prüfer. Zwischen 2005 und 2008 hat sich die Zahl der Konventionsflüchtlinge verdoppelt. Für ihre Integration fehle ein Konzept, das Zugang zu Arbeit, Wohnen und Bildung ermöglicht, kritisiert der Rechnungshof. Ein solches Konzept zu erstellen sei Aufgabe des Landes, nicht der Caritas, verteidigt Grünen-Klubobmann Johannes Rauch die Flüchtlingshilfe. 43 Prozent der betreuten erwachsenen Konventionsflüchtlinge sind laut Caritas-Direktor Peter Klinger in einem Arbeitsverhältnis. "Die Menschen möchten arbeiten und bemühen sich auch sehr", sagt Klinger, aber durch die derzeit schwierige Arbeitsmarktsituation hätten arbeitsuchende Konventionsflüchtlinge wenig Chancen.

Kritik kommt von Klinger an der langen Dauer der Asylverfahren. Ein Drittel der Asylbewerber warte bereits mehr als fünf Jahre auf den Asylbescheid. Es sei "unfassbar und auch kostenintensiv", dass der Staat so lange brauche, sagt Klinger.

Da Asylwerber keine Erwerbsarbeit annehmen dürfen, initiierte die Caritas das Projekt "Nachbarschaftshilfe". Asylwerber können sich durch Garten- und Hausarbeit für einen Stundenlohn von 6.50 Euro Taschengeld verdienen. Von diesem Betrag bekommt die Caritas 50 Cent. 2008 leisteten Flüchtlinge 41.000 Stunden Nachbarschaftshilfe. Das Projekt stehe damit "in einem Wettbewerbsverhältnis zu den gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten", üben die Prüfer leise Kritik.

2008 wurden für die Flüchtlings- und Migrantenhilfe 8,4 Millionen Euro an Leistungen abgerechnet, den Großteil trägt der Bund, zwei Millionen Euro das Land. (Jutta Berger, DER STANDARD Printausgabe, 7./8.11.2009)