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Der Fall des jungen deutschen Hackers, der sich, nachdem er Daten aus dem SchülerVZ-Netzwerk gestohlen hatte, in U-Haft das Leben nahm, wird immer mysteriöser. Während die Betreiber der VZ-Netzwerke stets betont hatten, dass der Hacker eine Erpressung begehen wollte, berichten deutsche Medien, dass der Konzern dem Hacker von sich aus Geld geboten habe, um den Daten-Diebstahl zu vertuschen. Die VZ-Netzwerk-Betreiber geraten dadurch in akute Erklärungsnot.

Verhandlungen

Laut eines Spiegel-Berichts soll es sehr wohl Verhandlungen mit dem Erlanger Computerfreaks Matthias L., der unter seinem Pseudonym "Exit" mehrere Millionen Daten von InternetnutzerInnen gesammelt hatte, gekommen sein.

Chat-Protokoll und viele Fragen

Ein nun bekannt gewordenes Chat-Protokoll soll einen regen Austausch zwischen "Exit" und Jodok B., dem Technikchef der VZ-Gruppe, belegen. Aus diesem Protokoll geht hervor, dass das Unternehmen den Hacker mit Geld locken wollte, dann auch wieder drohte. An einer Stelle soll der VZ-Technikchef geschrieben haben "du - und andere können bei uns rumhacken wie sie wollen. ich bezahl euch sogar gerne dafür!" Unter einer Bedingung: "wenn ich jemanden dafür bezahle, möchte ich, dass das nicht public wird".

Anwalt gegen VZ-Geschäftsführer

Schon vor einigen Tagen wandte sich Matthias Ls-Anwalt Ulrich Drost mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit. In dieser Aussendung hieß es unter anderem: "Aus Sicht der Strafverteidigung stellen sich hier Fragen, die Gegenstand der Beweisaufnahme im Strafverfahren geworden wären. So etwa die Frage, ob das Unternehmen Daniel ein Schweigegeld angeboten hat, um das Aufdecken von „Sicherheitslücken“ der Plattform in der Öffentlichkeit verhindern zu können."  VZ-Geschäftsführer Markus Berger-de León widersprach diesen Aussagen in einem Blog-Eintrag .

Keine Stellungnahme

Auch nach den nun veröffentlichten Chat-Protokollen will Berger-de Leon seine Meinung nicht ändern. Gegenüber dem Spiegel erklärte er, dass er bei dieser Darstellung bleibe: "Zu Einzelheiten nehme ich keine Stellung."

Kooperation oder Krieg?

Im Chat zwischen "Exit" und VZ-Technikchef am 17. Oktober bot der VZ-Mann dem Hacker zunächst an einen Anwalt zu vermitteln. Nach mehreren Stunden Hin und Her verlor er aber die Geduld: "also, was ist sache. kooperation oder krieg?" Der Hacker dürfte sich für Kooperation entschieden haben, Namen und Anschrift bekannt gegeben haben und auch eingewilligt haben nach Berlin zu kommen. Am späten Abend des nächsten Tages soll "Exit" dann auch tatsächlich die Geschäftsräume von VZ in Berlin-Mitte erreicht haben - die Taxirechnung in der Höhe von 530 Euro beglich das Unternehmen.

Die weiteren Verhandlungen

Wie deutsche Medien weiters berichten, gibt es über die nachfolgenden weiteren Verhandlungen zwischen Hacker und VZ unterschiedliche Angaben. Während der Technikchef davon berichtet, dass "Exit" sofort 20.000 Euro verlangt habe, gab der Hacker zu Protokoll. dass er von den VZnet-Mitarbeitern gefragt worden sei, ob es ihm um Geld oder um Ruhm gehe. "Wenn die mir Geld anbieten“, soll er der Polizei gegenüber ausgesagt haben, "nehme ich es gern an", berichtet Heise.(Gregor Kucera, derStandard.at vom 10.11.2009)