Harry Himmer gilt bereits als ziemlich sicherer Nachfolger von Gio Hahn an der Spitze der Wiener ÖVP. Offiziell zum Obmann gekürt wird er wohl erst im Frühjahr.

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Wien - Offiziell ist er nur ein "Kandidat" - tatsächlich ist die Bestellung des neuen Obmanns und Spitzenkandidaten der Wiener Volkspartei aber bloß noch eine Formalfrage. Harald "Harry" Himmer, 44-jähriger Vizepräsident des Bundesrates und Alcatel-Generaldirektor, wird die Landespartei aller Voraussicht nach in die Wiener Gemeinderatswahlen im Herbst 2010 führen und dafür seinen Wirtschafts-Topjob aufgeben.

Am Dienstagnachmittag tagte das Parteipräsidium, dort präsentierte Himmer seine "Überlegungen" zur Zukunft der Stadtschwarzen, wie es Parteichef Johannes Hahn unmittelbar nach der Sitzung formulierte. Diese sollen in den nächsten Tagen in den VP- Teilorganisationen diskutiert werden. "Und dann kommen wir noch einmal zusammen und werden die Sache erledigen", kündigte Hahn an - sprich: Der Parteivorstand wird innerhalb der nächsten beiden Wochen tagen und Himmer als Parteichef bestätigen.

"Stil und Linie fortsetzen"

Mit Aussagen zu inhaltlichen oder personellen Veränderungen in der Wiener VP hielt sich Himmer noch zurück. Laut Hahn will sein Nachfolger "meinen Stil und meine Linie fortsetzen, aber auch eigene Akzente setzen". Über Namen in Himmers zukünftigem Team sei aber noch nicht geredet worden.

Zwei Drittel der gut 60 Vorstandsmitglieder müssen für Himmer votieren, um ihn offiziell als Parteichef zu nominieren. Intern kann er sich jedenfalls auf die Unterstützung von ÖAAB, JVP und VP-Frauen verlassen. Einen Parteitag, bei dem Himmer offiziell zum Obmann gekürt wird, kündigte Hahn für das Frühjahr an. Dass der Alcatel-Manager mangels Gegenkandidaten zu seinem Nachfolger erkoren wurde, dementierte der Noch-Parteichef: "Nur, weil es nur einen gibt, heißt das nicht, dass derjenige ein Notkandidat ist."

Himmer beendet bisherigen Job

Tatsächlich dürfte Himmer das VP-Gremium mit seiner Ankündigung überzeugt haben, sich voll und ganz der Partei widmen zu wollen. Auch Hahn, dem als Wissenschaftsminister seine mangelnde Präsenz in Wien des Öfteren vorgeworfen worden war, hält es aus zeitlichen Gründen für sinnvoll, dass Himmer nicht mehr bei Alcatel arbeiten wird - auch wenn das formal nicht notwendig wäre.

Himmers schärfster parteiinterner Konkurrent, Raiffeisen-Generalsekretär Ferry Maier, wollte seinen Brotberuf behalten und plädierte für eine Doppelspitze mit ihm als Obmann und einem noch zu suchenden Spitzenkandidaten. Aufgrund mangelnder Unterstützungsbekundungen teilte Maier schließlich Mitte letzter Woche mit, dass er nicht mehr als Parteiobmann zur Verfügung stehe. Er war auch bei der Sitzung gestern, Dienstag, dabei, verließ aber lange vor deren Ende schnellen Schrittes die Parteizentrale.

Kein Hahn-Comeback

Die Wiener VP ist auf Parteichefsuche, seit sich die Regierung auf Johannes Hahn als Kompromiss-Kommissar einigte. Es gibt aber noch eine kleine Chance, dass Hahn doch in Wien bleibt: Dann nämlich, wenn Alfred Gusenbauer EU-Außenminister wird. Hahn selbst will sich "damit erst auseinandersetzen, wenn dieser unwahrscheinliche Fall eintritt". Abgesehen davon sei diese Frage "unabhängig von der Situation in der Wiener VP zu sehen". Das heißt im Klartext: Hahn verlässt die Wiener VP auch, wenn er nicht Kommissar wird. (Andrea Heigl/DER STANDARD-Printausgabe, 11.11.2009)