Wenn exakt fünf Jahre nach dem Beginn der Forschungsförderung für Nanotechnologie in Österreich bereits dreißig Patente und Erfindungen aus diesem Bereich angemeldet sind, kann man eigentlich nur eines machen: erstmals eine Leistungsschau veranstalten, die stolz den Output dieser heimischen Nano-Initiative präsentiert.

So versuchten die Protagonisten von acht Verbundprojekten, die seit 2004 von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft mit 50 Mio. Euro unterstützt wurden, bei dieser Veranstaltung am 9. November vor allem das: sichtbar zu machen, wie eine junge Forschungsdisziplin etwa im Bereich der Optik, der Lebensmittelindustrie oder in der Medizin Anwendung findet. Konkretes herzuzeigen sollte nämlich auch einmal als Bringschuld gegenüber der Investorin im Auftrag der öffentliche Hand, Infrastrukturministerin Doris Bures, thematisiert werden; diese schickt voraus: "Die angewandte, wirtschaftsnahe Forschungsförderung hat die stärkste Hebelwirkung. Was heute entwickelt wird, soll morgen am Markt sein."

Dass die Zeitspanne zwischen dem Heute und dem Morgen allerdings oft deutlich zu lange ist, ließ Christos Tokamanis, der Leiter der Einheit für Nanowissenschaften und- technologien in der Europäischen Kommission, gleich zum Anfang seiner Keynote durchblicken. Die grundsätzlich bereits sehr treffsicheren Forschungsinvestitionen seien noch nicht in der Realität der europäischen Industrieproduktion angekommen, sprich: Die EU investiert drei Milliarden Euro pro Jahr in Nanotechnologien, aber die Industrie weiß noch immer nicht genau, was sie damit anfangen soll.

Laufen und Sprechen lernen

"Die Nanotechnologie ist ein Biest", fasste Tokamanis die Anlaufschwierigkeiten einer Disziplin zusammen, die ja streng genommen noch immer in den Kinderschuhen steckt. Mehr als zehn Jahre nach ihrer "Entdeckung" habe man sich noch nicht einmal auf eine klare Definition darüber einigen können, was sie denn eigentlich alles umfasse. Auch das Fehlen einer konkreten "Flagship-Anwendung", die jedem verständlich macht, was sie überhaupt leistet, bemängelte er. Letztlich müsse es auch darum gehen, dass die Politiker in den jeweiligen Ländern verstünden, worin sie investieren.

Somit denkt man in einem zweiten Schritt bis zum Jahr 2013 in der Europäischen Kommission bereits darüber nach, nationale Nano-Initiativen auch verstärkt zu lenken. Die Einsatzgebiete seien so breit, dass es einer Fokussierung bedürfe: Aktuell scheint die Implementierung bei Umwelt-, Energie- und Gesundheitsanwendungen nicht nur sinnvoll, sondern auch profitabler als in anderen Bereichen.

Außerdem habe sich gezeigt, dass mit einer beginnenden öffentlichen Wahrnehmung der Verwendung von Nanotechnologien bereits Sicherheitsbedenken artikuliert wurden. Wenn nun Österreich im Alleingang gerade eine Anlaufstelle kreiert - namentlich NanoTrust -, die sich um Umwelt- und Gesundheitsstandards von Nanotechnologien kümmert, sei das zwar grundsätzlich begrüßenswert. Praktikabler und auch günstiger scheint es Tokamanis aber, verlässliche Einschätzungen über Gefahrenpotenziale gemeinschaftlich auf EU-Ebene abzugeben.

Mehr Erfolgsgeschichten für die europäischen Nanotechnologien forderte Alex Dommann, technischer Leiter des Centre Suisse d'Electronique et de Microtechnique und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat für die heimische Nano-Initiative. Und er verriet auch gleich, wie das geht: "Wir müssen so gute Ingenieure sein wie die Japaner!" Oder auf den Punkt gebracht: "Innovation ist, wenn es am Ende gelingt, Geld zu verdienen." (Sascha Aumüller/DER STANDARD, Printausgabe, 11.11.2009)