2008, nach der Wahl: Erwin Pröll hält die Absolute in Niederösterreich.2009, vor der Wahl: Prölls ORF-Mann Richard Grasl (rechts) soll als Direktor nach Wien.

Foto: STANDARD/Corn

Schwarzfunk, Landeshauptmannfernsehen, ORF St. Pröllten? Gehen wir auf einen Kaffee, schlägt Richard Grasl vor, als die Vorwürfe wieder einmal hochkochen. Grasl ist Chefredakteur des viel gescholtenen Landesstudios. Wohin will er? Ins Fabios.

Das Lokal der Wiener Wichtigen. Grasl merkt man an, dass er mehr werden will als Chefredakteur in St. Pölten. Das Lokal hat wohl noch einen Grund: Grasl trifft dort gleich danach Heidemarie Onodi, damals SP-Chefin an der Traisen. Beide beteuern, sie arbeiten miteinander gut und professionell. Grasl klingt da überzeugender.

Onodi geht 2008 nach der Wahlschlappe gegen Landeshauptmann Erwin Pröll. Als Pröll 2009 mit der Kandidatur zum Bundespräsidenten spielt, bringt Grasl etwa Rotraut Perner, Sozialdemokratin und Pröll-Fan, selbst im Interview über Schulfragen zur Unterstützungserklärung für Pröll. Nun bleibt Pröll, Grasl geht nach Wien.

Sprungbrett Finanzdirektor 

Mit Peter Radel hatte der ORF schon einen Bürgerlichen als starken Finanzdirektor. Der rote Alexander Wrabetz schaffte es von dem Job zum ORF-General. Bei den nächsten Generalswahlen, spätestens 2011, könnte Grasl gegen Wrabetz antreten. Derzeit zeichnet sich nur eine rote Mehrheit ab. Auch Wrabetz brauchte zwei Amtszeiten als Finanzer, Grasl ist noch jung.

1973 kommt Grasl in einer Kremser Wirtsfamilie zur Welt. In Gaststuben lernt man kommunizieren. Er beginnt als Sportreporter bei NÖN und Landes-ORF, studiert Wirtschaft in Wien, arbeitet bei einem Steuerberater. Daher wohl die Idee für den Finanzdirektor des ORF. Von der Variante berichtete der Standard im Jänner. ORF-Chef Alexander Wrabetz dürfte Grasl als ORF-Kaufmann ins Spiel gebracht haben. Einem der Ihren kann die Volkspartei nur schwer die Abgeltung der Gebührenbefreiungen verwehren. Und: In der Kaufmännischen Direktion wartet eine Reihe Wrabetz-Vertrauter, mit denen der schon an Sissy Mayerhoffer vorbeiregierte. Das dürfte mit Grasl nicht so leicht fallen, dem selbst andersfarbige ORF-Obere Führungsqualitäten attestieren, Mayerhoffer soll wie berichtet zu Licht ins Dunkel wechseln, obwohl sie sich nicht beworben hat. Die Prölls hätten Grasl lieber als Info- oder TV-Direktor gesehen.

Pröll im Bild 

Steuerberater wurde Grasl weiland "zu fad", also ging er als Journalist zurück zum Landesstudio, zu den Spät-ZiBs nach Wien. Monika Lindner machte ihn 2002 mit 29 zum Chefredakteur des Landesstudios. Er bewährte sich offenbar.

Der omnipräsente Pröll ist stets am längsten im Bild unter allen Landeschefs in Bundesland heute. Pröll war auf Grasls Hochzeit. Wie andere Politiker, betont der stets. Dieses Frühjahr konstatierte ORF-Chef Wrabetz acht "unbestritten objektive Landesstudios".

Grasl erinnert gern an seine hartnäckigen Fragen an den zusehends grantigeren Pröll nach der Nationalratswahlschlappe 2006, ob die VP als Juniorpartner in die Regierung gehe. Nach der Sendung will ein Grüner laut Falter Prölls drohende Worte zu Grasl mitgeschrieben haben: "Richard, was willst'n noch werden?" Derzeit: Finanzdirektor.

Über das neue ORF-Gesetz verhandeln derzeit die Experten von Staatssekretär und ÖVP und sind laut Kanzleramt "auf gutem Weg". Eine Einigung macht Grasls Weg frei auf den Küniglberg. Am 17. Dezember tagt wieder der Stiftungsrat, der Direktoren bestellt. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 12.11.2009)