Satiriker Alek Popov in Wien.

Foto: Residenz

Wien - Der bulgarische Autor Alek Popov gilt seit seinem 2006 ins Deutsche übersetzten Debütroman Mission: London als "führender Satiriker" seines Heimatlandes - wie es in der Verlagsbranche so schön heißt. Inspiriert durch seinen früheren Beruf als Kulturattaché in London, muss man den studierten Philologen Popov aufgrund dieses Werks als Langstreckenläufer bezeichnen, dem spätestens auf halber Strecke die Luft ausgeht.

Eine Diagnose, die sich 2008 mit dem Nachfolgeroman Die Hunde fliegen tief über Bulgaren in den USA und einer hundertfünfprozentigen Erfassung sämtlicher Ost-West-Klischees bestätigte. Mit der frisch im Residenz-Verlag veröffentlichten Kurzgeschichtensammlung Für Fortgeschrittene erleben wir den 1966 geborenen Autor allerdings auf der Höhe seiner Schaffenskraft. Satire bedeutet immer: Verdichtung. Verdichtung bedeutet: schlanke Form.

Die im Original zwischen 1997 und 2007 in Bulgarien veröffentlichten Texte präsentieren einen in der Schule schwarzen britischen Humors der Marke Monty Python geschulten Humoristen, der zwischen banalem Schrecken und tiefgründiger Wahrheit wahre Bocksprünge zu tätigen weiß.

So erklärt Popov etwa anhand des Unfalltods eines Derrida-Experten sehr plausibel den philosophischen Begriff der Dekonstruktion. Und der Text Auf der Insel der Koprophagen beschreibt durchaus plausibel EU-Bemühungen, den Osten Europas mit menschlichen Ausscheidungen zu ernähren. Nebenher streift Popov auch die E-Mail-Freundschaften von Ostfrauen mit betuchten Männern, den Jugoslawienkrieg oder die Bedeutung des Weißkrauts für den Balkan in Theorie und Praxis. Das tut manchmal weh und lässt sämtliche Geschmacksübereinkünfte hinter sich. Aber galliges Lachen wird ja wohl erlaubt sein. (Christian Schachinger / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.11.2009)