Wien - Früher Sonntagmorgen im Eingangsbereich der Halle D, ganz hinten im Wiener Messegelände, wo zum zweiten Mal die internationale Wiener Buchmesse ausgerichtet wird. Rainer Weiss, lange Jahre Suhrkamp-Lektor und seit vergangenem Jahr Weissbooks-Verleger, hat es eilig. "Nichts los hier", meint er im Vorbeigehen, während drinnen gerade das Buch Burnout - Depressionen. Fluch oder Segen präsentiert wird.

Die Stimmung in der Halle ist zwar weder depressiv noch ausgebrannt, doch sie ist nach vier Tagen Buchmesse und einer Woche "Lesefest" mit hunderten von Autorenlesungen gedämpft. Donnerstag und Freitag sei wenig los gewesen, der Samstag in Ordnung, meint Jochen Jung, der mit seinem Salzburger Verlag Jung und Jung zum ersten Mal teilnimmt. Das Ergebnis sei bescheiden, der Aufwand - Standmiete, Anreise, Übernachtung etc. - zu hoch.

Am Zsolnay- und Deuticke- Stand (die beiden Wiener Verlage gehören mittlerweile zur Hanser-Gruppe und präsentieren sich gemeinsam mit dem Münchner Mutterhaus) sieht man das ähnlich. 7000 Euro beträgt die Standmiete, "dafür muss man schon eine Menge Bücher verkaufen", so Zsolnay-Verleger Herbert Ohrlinger. Wobei die Aussteller gar keine Bücher verkaufen dürfen, das übernimmt die Messe-Buchhandlung (Standmiete 20.000 Euro), die heuer trotz kleinerer Fläche Umsatzzuwächse verbucht. Buchhandlung-Sprecherin Martina Pferscher ist hoch zufrieden: "Es läuft sehr gut. Oft kaufen die Besucher nicht ein, sondern mehrere Bücher."

Dass in Wien die Standmieten gleich hoch wie bei der Leipziger und nur unwesentlich niedriger als bei der Frankfurter Buchmesse sind, ist für viele kleinere Aussteller ein Problem. Auch hat man den Eindruck, dass der Messeveranstalter Reed Exhibitions zwar mit Konsummessen erfolgreich ist, einer Messe für Bücher (nach wie vor ein Kulturgut) organisatorisch aber zu wenig Respekt und Aufmerksamkeit entgegenbringt. Das schlägt wie die Tatsache, dass die Buch Wien in der Stadt kaum durch Plakate präsent ist, auf die Stimmung. Der Berliner Verleger Christian Ewald wünscht sich für die Messe ein beseelteres Konzept, es sei noch zu wenig inspiriert, meint ein österreichischer Verlagsvertreter.

Hingegen zweifelt niemand daran, dass eine Wiener Buchmesse an sich eine gute Sache ist - deren Etablierung und stetige Verbesserung allerdings einen langen Atem und ein gutes thematisches Konzept, der gelungene Kinder- und Jugendbuchschwerpunkt mag dafür ein Beispiel sein, benötigt. (Stefan Gmünder/DER STANDARD, Printausgabe, 16. 11. 2009)