Alois Stöger ist eigentlich gar kein Politiker. Der Gesundheitsminister ist nicht laut, er inszeniert sich nicht, schwingt keine großen Reden. Im Gegenteil. Er ist nicht eitel. Ein ungewöhnlicher Minister. Manche halten ihn deshalb für langweilig.
Und manche Regierungskollegen lächeln über den Mann aus Oberösterreich: weil er so wenig Politiker ist. Und wenn über Regierungsumbildungen spekuliert wird, dann ist immer auch sein Name im Gespräch. Offensichtlich, weil er so wenig Politiker ist.
Stöger ist Pragmatiker. Im Umgang mit der immer noch so genannten Schweinegrippe ist das wohltuend. Man hat das Gefühl, dem Minister vertrauen zu können. Er spielt keiner Lobby in die Hände, er pflegt einen sehr nüchternen, vernünftigen Umgang mit dem Thema, er unternimmt alles, um Panik zu vermeiden. Er profiliert sich nicht auf Kosten anderer oder eines Themas.
Stöger bleibt dabei: Er selbst will sich nicht gegen das H1N1-Virus impfen lassen. So gesehen ist er kein Vorbild. Er gehört aber mit 49 Jahren eigentlich gerade nicht mehr zu einer Risikogruppe, hält sich damit an die Empfehlungen seines Ministeriums. Stöger ist für einen "zielgruppenorientierten Umgang" mit der Neuen Grippe. Schön klingt das.
Impfstoff wäre jedenfalls genügend vorhanden, wenn auch diejenigen, die nicht zu einer Risikogruppe gehören, sich impfen lassen wollen. Das ist doch beruhigend, wenn Politik so langweilig ist. (Michael Völker, DER STANDARD Printausgabe, 16.11.2009)