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Der Hauptdarsteller von "Mein Freund, der Feind!", Moritz Bleibtreu, ist im Moment bei Drehaufnahmen in Klosterneuburg.

Foto: AP

Klosterneuburg - In der Klosterneuburger Rostockvilla wird derzeit für den Film "Mein Freund, der Feind!" gedreht. Bei einem Pressegespräch am Montagnachmittag gewährten u.a. Regisseur Wolfgang Murnberger und Hauptdarsteller Moritz Bleibtreu einige Einblicke in Hintergründe und Inhalt des Streifens, der eine seltsame Freundschaft zwischen zwei ungleichen Männern zur Zeit des Nationalsozialismus behandelt.

Victor Kaufmann, dargestellt von Bleibtreu, Sohn jüdischer Kunsthändler, und der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rudi Smekal (Georg Friedrich) sind seit frühester Kindheit befreundet. Doch die Eltern Kaufmann landen im KZ, und Rudi macht NS-Karriere. Bei einem Flugzeugabsturz rettet Victor Rudi das Leben, Machtverhältnisse kehren sich um, Kleider werden gewechselt, Rollen getauscht, aus Feinden werden plötzlich Freunde. Also eine Komödie vor schrecklichem Hintergrund?

Drehbuch von Paul Hengge

Murnberger: "Es ist ein Gang auf Messers Schneide, näher an der Tragikomödie als am Lustspiel". Das Drehbuch stammt von Paul Hengge, laut Murnberger ein 77-jähriger Jude, der den Zweiten Weltkrieg in Wien als U-Boot überlebt hat. Wie er zu dem Buch gekommen ist? Murnberger: "Der Produzent (Anm.: Josef Aichholzer) hat mich's lesen lassen."

Auch Bleibtreu räumt ein, dass der Komödienbegriff in diesem Zusammenhang problematisch ist. Dennoch spare der Film die komischen Momente des Lebens nicht aus. Es seien ja keine "angemalten SS-Männer mit roten Pappnasen" zu sehen, und der Humor diene nicht der "Rechtfertigung für den Wahnsinn", sondern setze als Galgenhumor den Ton für den gesamten Film. Eben nicht die Polarität zwischen guter Jude und böser Nazi stehe im Vordergrund, sondern die Geschichte einer Freundschaft, wobei die Sympathien für die Figuren sich durchaus im Gleichgewicht finden sollen.

Faschismus als Mechanismus

"Die Aufarbeitung von Verlust und Schmerz ist in allen Lebensbereichen ohne Humor unmöglich", ist Bleibtreu überzeugt. "Grundsätzlich kann man über dieses Thema nicht genug reden. Faschismus ist definitiv kein deutsches Phänomen, die Mechanismen gibt es heute überall in Europa." Udo Samel, der den Vater Kaufmann spielt, ergänzt: "Es ist der jüdische Witz, der sich durchzieht."

Hergestellt wird die österreichisch-luxemburgische Koproduktion mit Unterstützung des Österreichischen Filminstituts, des Filmfonds Wien, des ORF sowie des Landes NÖ. Die Dreharbeiten finden bis Mitte Dezember 2009 an unterschiedlichen Schauplätzen in Niederösterreich und Wien statt. 2010 kommt "Mein Freund, der Feind!" in die Kinos. Murnbergers nächstes Projekt ist die Wolf-Haas-Verfilmung "Das ewige Leben". Aber das dauert noch, so der Regisseur: "Nur net hetzen!" (APA)