Frankfurt - Kulinarische und zoologische Bezeichnungen können oft weit voneinander abweichen. Bekanntes Beispiel ist der "Seelachs": Eine Bezeichnung, unter der der Köhler vermarktet wird, der zu den Dorschartigen gehört und mit Lachsen nicht weiter verwandt ist. Noch viel weiter tut sich die Kluft bei der "Seeforelle" auf: Zwar gibt es tatsächlich eine Forellenart dieses Namens - doch wer in der Vergangenheit ein als "Seeforelle" bezeichnetes Produkt gekauft hat, hat gute Chancen in Wahrheit einen Rochen gegessen zu haben, der also nicht einmal zu den eigentlichen Fischen bzw. Knochenfischen gehört.

... und es ist nicht irgendein Rochen, sondern die größte Rochenart, die in europäischen Gewässern zu finden ist: Dipturus batis, der Glattrochen. Wegen Überfischung musste die einst weit verbreitete Spezies schon vor Jahren auf die Rote Liste der bedrohten Arten gesetzt werden. Der Status der Bedrohung ist aber komplizierter als gedacht: Französische Meeresbiologen zeigen nun in einer Studie, dass unter diesem Speziesnamen aufgrund eines 80 Jahre zurückliegenden Klassifikationsfehlers irrtümlich zwei Rochenarten geführt werden. Beide sind bedroht, aber die Größere steht sogar unmittelbar vor der Ausrottung.

Aus einer bedrohten Art werden zwei

Die neue Klassifikation erklärt eine Eigentümlichkeit des Glattrochens. Dieser erreicht gemäß der alten Taxonomie gewöhnlich eine Länge bis 1,40 Meter, wobei auffiel, dass manche Exemplare fast doppelt so groß wurden. Dabei handele es sich um verschiedene Arten, schreiben die Wissenschafter der Meeresbiologischen Station Concarneau im Fachblatt "Aquatic Conservation": Den kleineren Dipturus flossada und den größeren Dipturus intermedia, der besonders stark bedroht sei. Die Forscher begründen ihre neue Klassifikation mit zahlreichen Details zu Größe, Körperbau, Farbe und Entwicklung.

Ohne Prüfung und Anerkennung ihres eigenen Status könne die größere Rochenvariante in naher Zukunft ausgestorben sein, mahnen die Experten. Glattrochen besiedelten ursprünglich weite Teile der europäischen Atlantikküste inklusive Ärmelkanal, Nordsee und westlicher Ostsee. Das Fleisch der Tiere gilt als schmackhaft. 60 Prozent der dokumentierten Fänge gehen auf das Konto französischer Fischer. (APA/red)