Wien-Neubau, Donnerstagmittag: Die versengten Enzis werden weggeräumt, der Winterbetrieb im MQ fällt bis auf weiteres aus.

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Der Eispalast im Museumsquariter ist Donnerstagfrüh abgebrannt (Bild vom Brand auf flickr).
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Wien - Herrlicher Sonnenschein, zahllose Schaulustige mit gezückten Handykameras, mittendrin ein großes, schwarzes, unidentifizierbares Etwas: Es war diesmal keine Kunstintervention, die die Menschen am Donnerstagvormittag ins Museumsquartier bestaunten, sondern die Überreste des sogenannten Eispalastes. Das Gebilde aus den Enzis, in dem in den Wintermonaten Punsch ausgeschenkt wird, hatte wenige Stunden zuvor lichterloh gebrannt. Die Flammen hinterließen neben den völlig zerstörten Sitzmöbeln, auf dem das Wiener Jungvolk im Sommer gerne fläzt, einen beißenden Geruch, geschmolzenes Plastik und geborstene Fensterscheiben im Innenhof des Museumsquartiers. Personen kamen keine zu Schaden.
Nur Punschhäferln übrig

Kurz vor sechs Uhr Früh hatte eine Reinigungskraft den Brand entdeckt und sofort gemeldet. Als die Feuerwehr eintraf, stand der Eispalast bereits in Flammen. Ein nicht näher definiertes "technisches Gebrechen" habe den Brand ausgelöst, erklärte ein Polizeisprecher, Brandstiftung sei ausgeschlossen. Der Sachschaden dürfte sich auf 100.000 bis 150.000 Euro belaufen. Für die Museen oder die Mietwohnungen bestand keine Gefahr.

Lediglich einige Fenster der Hallen E und G, das "DJ-House" im Haupthof sowie einige Informationstafeln und Hoflaternen wurden durch die Hitze in Mitleidenschaft gezogen. Vom Eispalast blieben hingegen nur ein paar Punschhäferln übrig, weshalb die MQ-Direktion den Wiederaufbau des Enzi-Gehäuses auch ausschließt. Man prüfe derzeit die Möglichkeiten für einen Ersatzbetrieb. Eine Arbeitstruppe war am Donnerstag derweil damit beschäftigt, die angesengten Überreste wegzuräumen.

Kein Eis im MQ

Der Anti-Weihnachtskitsch-Treff im 7. Bezirk stand heuer ohnehin unter keinem guten Stern: Erstmals sollte es diesmal neben der traditionellen, stets ausgebuchten Eisstockbahn auch einen Eislaufplatz sowie eine Eiskletterwand geben. Allerdings musste die Inbetriebnahme der kleinen Sportplätze zwischen den Kulturinstitutionen kurzfristig verschoben werden. Unmittelbar vor Saisoneröffnung trat ein technischer Defekt bei der Eismaschine auf. Diesen Samstag sollte der Spaß aber endlich beginnen - woraus nun auch nichts wird.

Mit dem Brand hat das Museumsquartier über Nacht sein wichtigstes Markenzeichen verloren: Die Sitzliegen Enzis, vom Architekturbüro ppag entworfen und nach MQ-Prokuristin Daniela Enzi benannt, lockt jeden Sommer tausende Stadtbewohner in den Museumshof. Ursprünglich sollten sie dort nur fünf Jahre aufgestellt werden, inzwischen gehörten sie bereits seit sieben Jahren zum Stadtbild - und jeden Frühling gab es eine Abstimmung, in welcher Farbe sie gestrichen werden sollten.

Die Enzi-Erfinder Anna Popelka und Georg Poduschka erhielten für den Entwurf den Adolf-Loos-Staatspreis für Design. Wie viele der Enzis verbrannt sind, ist laut MQ noch unklar, man gehe aber davon aus, dass der Großteil zerstört sei - und werde so schnell wie möglich welche nachbauen lassen. (Andrea Heigl, Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 20.11.2009)