In den kommenden Jahren sollen 450 Bewerber in den Polizeidienst aufgenommen werden - Migranten sind besonders gefragt

Foto: Landespolizeikommando

"Die Polizei ist Teil der Gesellschaft. In Wien hat ein Viertel der Bevölkerung Migrationshintergrund. Unser Ziel muss es also sein, das auch in der Polizei widerzuspiegeln", sagt Manfred Ihle vom Landespolizeikommando Wien. Bis 2012 will die Wiener Polizei in jeder Inspektion einen Mitarbeiter mit Migrationshintergrund beschäftigen. Daher wurde im November 2007 gemeinsam mit der Stadt Wien und dem AMS die Recruitinginitiative "Wien braucht Dich" ins Leben gerufen. Ziel ist es, Wiener mit Migrationshintergrund, die zwischen 18 und 30 Jahre alt sind, für den Beruf zu interessieren.

Um die Zielgruppe zu erreichen, gehen die Polizisten direkt zu Vereinen, Moscheen, Schulen und informieren Einwanderer. Genaue Zahlen, wie die Maßnahme fruchtet, gebe es zwar nicht, meint Ihle. Denn die Mitarbeiter dürfen aus Datenschutzgründen nicht nach ihrer Herkunft gezählt werden. Doch dem Polizeibeamten fällt auf, dass "die Mitarbeiter mehr Fremdsprachenkentnisse, wie zum Beispiel Kroatisch, Ungarisch und Chinesisch besitzen".

Hemmschwellen abbauen

Mehr Migranten im Polizeidienst könnten einen Beitrag dazu leisten, dass die Einwanderer die Polizei auch als "ihre" Polizei begreifen und die Hemmschwelle, sich an sie zu wenden, abgebaut wird. Integrationsmaßnahmen im Polizeidienst werden von internationalen Organisationen wie UN, OSZE und Europarat als ein Schlüsselfaktor bei der Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, beim Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen und bei innerstaatlichen Friedensprozessen bezeichnet.

"Einheitlicher Test für alle"

Es sei aber keineswegs so, dass Menschen mit Migrationshintergrund bei der Aufnahme bevorzugt werden. "Es gibt einen einheitlichen Test für alle", sagt Ihle. Bei "Wien braucht dich", handelt es sich um eine reine Informationsmaßnahme. Das bestätigt auch Polizeibeamtin Yüksel Grohs: "Das wird oft falsch verstanden. Wir gehen aber im Rahmen des Projekts gezielt auf Leute der zweiten und dritten Generation zu, informieren sie und laden sie ein, den Beruf des Polizisten und der Polizistin in die engere Wahl zu ziehen." Denn häufig wisse die Zielgruppe gar nicht über ihre Chancen am Arbeitsmarkt ausreichend bescheid.

"Ein vierteiliges Aufnahmeverfahren findet jeden Monat statt, denn in den kommenden Jahren sollen pro Jahr 450 Bewerber in Wien aufgenommen werden", informiert Ihle. Zunächst muss ein schriftlicher Test gemeistert werden, bei dem Rechtschreibung, Intelligenz und Rechenaufgaben abgefragt werden. Falls dieser Test positiv ist, gibt es ein einstündiges Hearing, bei dem weitere Qualifikationen rausgefiltert werden, die im schriftlichen Test noch nicht festgestellt werden konnten.

Hürde Rechtschreibung

Als dritter Punkt steht eine ärztliche Untersuchung am Programm. Zum Schluss gibt es einen sportmotorischen Leistungstest, bei dem besonders die Kondition überprüft wird. Die größte Hürde stellt oft der schriftliche Test und die Rechtschreibung dar, sagt Ihle: "Das ist aber keinesfalls nur bei Bewerbern mit Migrationshintergrund so." Er empfiehlt zur Vorbereitung die gratis Deutschkurse beim AMS. 

Verdienst

Angehende Polizisten verdienen im ersten Ausbildungsjahr 1100 Euro. Später steigt das Gehalt auf 1400 Euro und nach der Grundausbildung auf 2000 Euro brutto, Überstunden werden extra berechnet. (Jus, derStandard.at, 5. Oktober 2009)