Wien - Der Juni 2009 war eine harte Zeit für Othmar Karas. Nicht nur führte der ÖVP-Europapolitiker einen Vorzugsstimmenwahlkampf gegen den Willen seiner Partei, er musste auch trotz rund 110.000 Menschen, die ihn direkt gewählt hatten, die Delegationsleitung an Ernst Strasser abtreten.

Am 15. Juni lächelte Karas dennoch in die Kameras. Immerhin hatte er im Abtausch einen Sitz im ÖVP-Vorstand bekommen und ein Büro für sein Projekt, das "Bürgerforum Europa 2020". Und das wird am kommenden Montag aus der Taufe gehoben. Mit an Bord: Die von ihren Stamm-Parteien verschmähten Ex-Europaabgeordneten Johannes Voggenhuber (Grüne) und Herbert Bösch (SPÖ). Freilich wird man nicht müde zu betonen, das Ganze sei eine "parteiübergreifende Initiative" - weshalb Karas auch auf das Büro in der Politischen Akademie verzichten musste und derzeit noch auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten "im ersten Bezirk" ist.

Im Gespräch mit dem Standard nennt Karas noch weitere Proponenten des rund 50 Leute umfassenden Bürgerforums: "Friedhelm Frischenschlager, Erhard Busek, Franz Fischler" sind nur einige von ihnen. Persönlichkeiten aus den Bereichen "Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Religion und Politik" sollen ab kommender Woche "das Elend der nicht existierenden EU-Debatte in Österreich überwinden", erklärt Voggenhuber.

Visionen gesucht

Das Forum soll ein "Thinktank" mit Zuständigkeit Europa sein, Veranstaltungsreihen zum Thema planen und im Internet für Europa und "gegen den Weg in die Peripherie" Stimmung machen, sagt Voggenhuber. Derzeit herrscht für ihn "eine absolute Abwesenheit von Visionen und Lösungen" in Europafragen - und zwar bei allen Parteien, inklusive der Grünen. Voggenhuber träumt bereits von einer international vernetzten, europäischen Bürgerinitiative. Zuvor muss das Forum erst einmal österreichweit Fuß fassen und eine Finanzierung aufstellen. Karas will bereits Spendengelder für die Gründung und für eine weitere Veranstaltung gesammelt haben. (Karin Moser/DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2009)