Washington - Hochrangige Vertreter christlicher Kirchen haben die Haltung der US-Regierung in der Abtreibungsfrage kritisiert. In einem am Freitag (Ortszeit) in Washington veröffentlichten Manifest erklären 145 Repräsentanten der katholischen, protestantischen und orthodoxen Kirchen laut Kathpress, sie seien nicht bereit, Gesetze zu befolgen, die ihren Einrichtungen vorschreiben, an Abtreibungen mitzuwirken". Abgelehnt wird aber auch der Zwang, gleichgeschlechtliche Partnerschaften als Ehe anzuerkennen.

Christliche Führer im Land geeint

In dem Dokument mit dem Titel "Erklärung von Manhattan - Ein Ruf des christlichen Gewissens" heißt es u.a.: "Wir geloben einander und unseren Glaubensbrüdern, dass keine Macht dieser Welt, sei sie kultureller oder politischer Natur, uns einschüchtern und zum Schweigen bringen wird." Ziel des Manifestes sei es, Präsident Barack Obama zu signalisieren, dass die christlichen Führer im Land geeint und nicht bereit seien, bei Themen wie Abtreibung, embryonale Stammzellforschung oder "Homo-Ehe" Kompromisse einzugehen.

Die Autoren des Manifestes, das im September in Auftrag gegeben wurde, sind Chuck Colson, engster Berater des früheren US-Präsidenten Richard Nixon, der katholische Jus-Professor Robert P. George von der Princeton University sowie Timothy George, Dekan der Beeson Divinity School in Birmingham/Alabama. Zu den Unterzeichnern gehören auch 15 katholische Bischöfe, darunter die Erzbischöfe von New York und Washington, Timothy Dolan und Donald Wuerl.

Kennedy von Kommunion ausgeschlossen

Ein personeller Konflikt hat sich indess zwischen dem Kongressabgeordneten Patrick Kennedy  und dem katholischen Bischof von Rhode Island aufgetan. Kennedy wurde wegen seiner Haltung zur Abtreibung von der Kommunion ausgeschlossen, dabei sind die Kennedys die bekannteste katholische Familie in den USA.

Kennedy sagte in dem am Sonntag im "Providence Journal" veröffentlichten Interview, der Bischof habe ihm erklärt, "dass ich wegen der Positionen, die ich mit meiner öffentlichen Funktion einnehme, kein guter praktizierender Katholik bin".

Kritik an Gesundheitsreform

Der Streit zwischen beiden Männern begann im Oktober, als Kennedy in einem Interview die katholischen Bischöfe in den USA wegen ihrer Haltung zur Gesundheitsreform kritisierte. Der Klerus will das Vorhaben der Regierung nur dann unterstützen, wenn die staatliche Finanzierung von Schwangerschaftsabbrüchen eingeschränkt wird. Tobin verlangte nach dem Interview eine Entschuldigung.

Kennedy schrieb dem Bischof daraufhin: "Wie jeder in Rhode Island respektiere ich sehr die katholische Kirche und ihre Führung. Aber der Umstand, dass ich in einigen Fragen eine andere Meinung habe als die Hierarchie der Kirche, macht mich nicht zu einem schlechteren Katholiken. Ich lebe meinen Glauben, der die Existenz einer unvollkommenen Menschheit anerkennt." Tobin antwortete in der Kirchenzeitung: "Sie können das nicht auf eine 'unvollkommene Menschheit' schieben. Ihre Haltung ist inakzeptabel für die Kirche und skandalös für viele unserer Mitglieder." (APA/AP)