Die radikalislamische Hamas versucht einer Studie zufolge mit einer Kinderseite im Internet künftige Selbstmordattentäter für den Kampf gegen Israel zu rekrutieren. Die Webseite "Al-Fateh" (Der Eroberer) preise den Märtyrerkult an und trage zur Ausbildung der "nächsten Generation von Selbstmordbombern" bei, heißt es in der am Dienstag in Berlin vorgestellten Untersuchung der Israel-nahen Nichtregierungsorganisation IMPACT-SE. Nach Angaben von Sprecher David Oman wird die Seite auch von arabischsprachigen Kindern in Deutschland gelesen.

Hass

Die Website ist auf den ersten Blick ein farbenfrohes Internetmagazin mit Comic-Zeichnungen und Schriftzügen in arabischer Sprache. Dahinter verberge sich aber ein "erzieherisches Instrument" der Hamas, sagte Oman. Die Seite "dämonisiere" den Westen und rufe zum Kampf gegen den Staat Israel auf. In den Rubriken würden "heldenhafte Geschichten" von Selbstmordattentätern erzählt, antisemitische Illustrationen schürten den Hass gegen Juden. Das Maskottchen der Seite ist ein Kind, das mit gezogenem Säbel in die Schlacht reitet.

Der frühere außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Gert Weisskirchen, sagte bei der Vorstellung der Studie, es gebe im Zeitalter des Internets ein "Problem der Aus- und Einstrahlung von Erziehungsprogrammen". Die modernen Technologien hätten dazu geführt, dass auch Kinder und Jugendliche in Deutschland und Europa dieser "Indoktrinierung" ausgesetzt seien.

Zahlreiche Besucher

Die Seite werde nach eigenen Angaben millionenfach aufgerufen, sagte Oman. Von unabhängiger Seite seien diese Zahlen aber nicht zu bestätigen. Auch zu der Leserschaft außerhalb der Palästinensergebiete gebe es keine genauen Zahlen. In dem Gästebuch der Seite stünden aber Einträge von Lesern aus aller Welt, darunter auch aus Deutschland und anderen europäischen Ländern.

IMPACT-SE ist eine Nichtregierungsorganisation, die Bildungsmaterialien aus dem Nahen Osten mit internationalen Standards abgleicht. Die aktuelle Studie basiert auf einer inhaltlichen Untersuchung von "Al-Fateh" seit dem Start im September 2002 bis vergangenen April. Die Internetseite war den Angaben zufolge zufolge zunächst im Libanon eingetragen, mittlerweile gibt "Al-Fateh" seinen Sitz in London an. Der Standort des Servers mit den Daten der Seite habe in den vergangenen Jahren immer wieder gewechselt. Zuletzt sei "Al-Fateh" auf einem Server in Malaysia gespeichert gewesen, auf dem auch andere Hamas-nahe Internetseiten lägen. (APA)